Perfektionismus überwinden: 4 Schritte für mehr Leichtigkeit und Produktivität im Business
Feilst du manchmal ewig an einem Website-Text oder haderst mit der Veröffentlichung eines Produktes, weil du es noch nicht „perfekt“ genug findest? Willkommen im Club der perfektionistischen Unternehmer:innen! Wir sind so besessen davon, alles richtig zu machen, dass wir am Ende viel weniger erreichen, als wir könnten.
Doch Perfektionismus ist nicht nur ein echter Fortschrittskiller. Er raubt uns auch die Freude am Prozess, lässt uns prokrastinieren und sorgt dafür, dass wir unsere Ziele immer weiter nach hinten verschieben. Höchste Zeit, aus diesem Teufelskreis auszubrechen, findest du nicht?
In diesem Artikel verrate ich dir mein bewährtes 4-Schritte-System, mit dem du deinen Perfektionismus gezielt überwinden kannst. Du wirst lernen, deine Ideen ohne Bewertung zuzulassen, sie Schritt für Schritt umzusetzen und am Ende sogar Spaß dabei zu haben. Klingt gut? Dann tauch mit mir ein in die Welt der Unvollkommenheit und hol dir deine Umsetzungs-Power zurück!
Was ist Perfektionismus?
Bevor wir jedoch eintauchen in die Loslösung von Perfektionismus, lass uns erst noch ansehen, worum es sich bei Perfektionismus überhaupt genau handelt und welche Ursachen er hat:
Grundsätzlich ist Perfektionismus der innere Antreiber, der uns nach Fehlerlosigkeit streben lässt. Er ist die Stimme in unserem Kopf, die konstant flüstert: „Das ist noch nicht gut genug!“. Perfektionismus bedeutet, extrem hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen und sich nur mit dem absolut besten Ergebnis zufrieden zu geben.
Doch woher kommt dieses Streben nach Perfektion? Die Ursachen sind vielfältig. Oft steckt die Angst dahinter, Fehler zu machen und dafür verurteilt zu werden. Wir wollen Kritik um jeden Preis vermeiden und es allen recht machen. Auch der Wunsch nach Kontrolle und Sicherheit kann ein Auslöser sein. Wir glauben, wenn wir alles perfekt machen, dann kann nichts schiefgehen.
Gerade als Unternehmer:in kann uns diese Denkweise jedoch massiv ausbremsen. Wir haben ständig neue Ideen und wollen innovative Produkte auf den Markt bringen. Doch unser:e innere:r Perfektionist:in legt die Latte so hoch, dass wir uns selbst blockieren. Wir feilen ewig an unseren Konzepten herum, anstatt einfach mal loszulegen und unsere Produkte zu testen.
Die Folge: Wir verschieben unsere Launch-Termine immer weiter nach hinten, während Mitbewerber:innen an uns vorbeiziehen. Oder noch schlimmer: Wir setzen unsere Ideen nie in die Tat um, weil sie in unseren Augen nie perfekt genug sind.
Es ist Zeit, den Perfektionismus als das zu entlarven, was er ist: Ein Fortschritts-Verhinderer, der uns davon abhält, unser volles Potenzial zu entfalten. Wenn wir lernen, loszulassen und uns von überzogenen Ansprüchen zu befreien, können wir mit mehr Leichtigkeit und Freude unsere Ziele erreichen.
Die drei Arten des Perfektionismus
Perfektionismus kann in 3 verschiedenen Formen auftreten:
- Als selbstorientierter Perfektionismus: Hier stellen wir unrealistisch hohe Ansprüche an unsere eigene Leistung und Fähigkeiten. Wir sind übermäßig kritisch gegenüber unseren eigenen Fehlern und haben Schwierigkeiten, Arbeiten loszulassen, die unseren überzogenen Standards nicht entsprechen.
- Als fremdorientierter Perfektionismus: In diesem Fall haben wir überhöhte Erwartungen an die Leistung und Fähigkeiten anderer. Wir erwarten von anderen, dass sie Aufgaben fehlerfrei erledigen, selbst wenn wir unsere Erwartungen nicht klar kommunizieren. Fehler von Teammitgliedern oder Partner:innen empfinden wir als inakzeptabel.
- Als sozial vorgeschriebener Perfektionismus: Hier sind wir überzeugt, dass andere (z. B. Die Gesellschaft, Familie, Kund:innen) extrem hohe Erwartungen an uns haben. Wir glauben, nur durch perfekte Leistungen Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten. Ob diese Erwartungen real sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle – wir nehmen sie als gegeben hin.
Zwar kann jede Form des Perfektionismus uns ausbremsen, doch gerade der selbstorientierte Perfektionismus ist bei Unternehmer:innen oft ein Hemmschuh für Kreativität und Produktivität.
Der feine Unterschied: Hohe Ansprüche vs. Perfektionismus
Doch Moment mal – ist es nicht gut, hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen? Ist das nicht die Basis für Erfolg und herausragende Leistungen? Hier liegt ein entscheidender Unterschied, den es zu verstehen gilt:
Hohe Ansprüche sind gesund und motivierend. Sie spornen uns an, Großes zu leisten und über uns hinauszuwachsen. Wenn wir uns hohe Ziele setzen, können wir enorme Fortschritte machen. Hohe Standards treiben uns an, ohne uns zu lähmen.
Perfektionismus hingegen ist dysfunktional und kann sogar gefährlich sein. Er ist wie eine Falle, die unsere Kreativität erstickt und uns handlungsunfähig macht. Perfektionisten sind nie zufrieden mit dem Erreichten. Sie finden immer etwas, das noch nicht „perfekt“ ist – und demotivieren damit sich und andere.
Während Menschen mit hohen Ansprüchen auch kleine Verbesserungen und Teilerfolge anerkennen können, empfinden Perfektionisten alles unterhalb der Perfektion als Versagen. Sie haben Angst, nicht gut genug zu sein und von anderen abgelehnt zu werden, wenn sie keine makellose Leistung abliefern. Das führt zu letztlich jedoch zu verminderter Leistung.
Während hohe Ansprüche sich auf das Ergebnis unserer Arbeit beziehen, ist Perfektionismus eine Frage unseres Selbstwerts. Perfektionist:innen definieren sich über ihre Leistung. Sie glauben, nur durch Perfektion liebenswert und wertvoll zu sein. Entsprechen die Ergebnisse nicht ihren überhöhten Ansprüchen, werten sie sich selbst ab.
Menschen mit hohen Standards hingegen stecken Rückschläge leichter weg. Für sie ist eine Enttäuschung über die Ergebnisse kein persönliches Versagen, sondern Ansporn es beim nächsten Mal besser zu machen. Um erfolgreich, kreativ und zufrieden zu sein, müssen wir lernen, diesen Unterschied zu verinnerlichen und unser Selbstwertgefühl von unserer Leistung zu entkoppeln. Merke: High Performer haben hohe Standards – ohne Perfektion von sich und anderen zu verlangen.
Wie Perfektionismus sich bei Entrepreneuren zeigt
Bei Unternehmer:innen kann sich Perfektionismus im Business-Alltag auf ganz unterschiedliche Weise zeigen. Besonders häufig tritt er bei der Produktentwicklung auf. Hier kann er dazu führen, dass wir unsere Produkte oder Dienstleistungen bis ins kleinste Detail perfektionieren wollen, bevor wir sie auf den Markt bringen. Wir verbringen unzählige Stunden damit, Features hinzuzufügen oder das Design zu optimieren, anstatt uns auf die wesentlichen Funktionen zu konzentrieren und schnell einen ersten Prototypen zu launchen.
Auch im Marketing und Verkauf kann Perfektionismus uns ausbremsen. Anstatt unsere Angebote sichtbar zu machen und proaktiv auf potenzielle Kund:innen zuzugehen, feilen wir ewig an unseren Sales-Texten oder warten auf den perfekten Moment, um unsere Kampagne zu starten. Die Folge: Wir verpassen wertvolle Chancen und bleiben unter unseren Möglichkeiten. Zudem verpassen wir wertvolles Feedback, das uns helfen könnte, unser Produkt oder Angebot tatsächlich zu verbessern.
Und auch bei der Mitarbeiterführung kann uns der Perfektionismus im Weg stehen. Anstatt Aufgaben zu delegieren und unseren Teams zu vertrauen, neigen wir dazu, alles selbst machen zu wollen. Wir glauben, nur wir könnten die Dinge richtig erledigen und scheuen uns, Verantwortung abzugeben. Doch diese Einstellung führt schnell zu Überlastung und Burnout. Ganz zu schwiegen von der Frustration unserer Teammitglieder, die das Gefühl haben, dass wir ihnen nicht vertrauen.
Ein weiteres – weit verbreitetes – Symptom von Perfektionismus ist Prokrastination – also das ständige Aufschieben von Aufgaben. Aus Angst, nicht perfekt zu sein oder zu versagen, schieben wir unangenehme Tasks immer weiter vor uns her. Wir finden tausend Ausreden, warum wir noch nicht anfangen können, und flüchten uns in Ablenkungen wie Social Media oder Pseudoaktivität wie das Abarbeiten unwichtiger Aufgaben von unserer To-Do-Liste.
Du erkennst dich wieder? Dann bist du nicht allein. Perfektionismus ist unter ambitionierten Unternehmer:innen weit verbreitet. Doch er hat seinen Preis. Wer zu hohe Ansprüche an sich selbst stellt, riskiert nicht nur Produktivität und Effizienz – sondern auch seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Ähnliches gilt für zu hohe Ansprüche an andere.
Noch mal: Das Streben nach Exzellenz ist richtig und wichtig. Als visionäre Entrepreneure wollen wir mehr als Mittelmaß. Zu hohe Ansprüche an uns selbst und andere erkennen wir jedoch daran, dass wir unseren persönlichen Wert am Ergebnis festmachen – egal, ob durch uns selbst oder anderer kreiert. Das ist kein Streben nach Exzellenz, sondern krankmachender Perfektionismus. Er blockiert unseren Wachstum und unsere Freiheit. Falls du dich also wieder erkennst, lass uns etwas zu ändern!
Das Flowers Paradigm – 4 Schritte zur Überwindung von Perfektionismus
Eine der besten Strategien zur Überwindung von Perfektionismus, insbesondere für kreative Tätigkeiten, ist das Flowers Paradigm von der Professorin Betty Flowers. Dabei handelt es sich um ein einfaches 4-Schritte-System das uns hilft, kreativer und gelassener zu arbeiten, ohne ständig dem Perfektionismus zu verfallen. Hier ein grober Überblick über die 4 Phasen:
Phase 1: Die Ideenmaschine
Bei der ersten Phase handelt es sich um das klassische Brainstorming. Hier geht es darum, alle unsere Ideen und Einfälle zu einem Projekt oder einer Aufgabe zu sammeln – ohne sie zu bewerten oder zu zensieren. Erlaubt ist alles, was uns in den Sinn kommt, egal wie wild oder unrealistisch es scheinen mag. Je mehr Ideen, desto besser!
In dieser Phase darf der innere Kritiker noch nicht mitreden. Wir lassen unserer Kreativität freien Lauf und vertrauen darauf, dass auch vermeintlich „schlechte“ Ideen uns weiterbringen können. Wichtig ist nur, dass wir alles aufschreiben oder festhalten, damit keine Idee verloren geht. Typischerweise ist das die Lieblingsphase aller visionären Unternehmer:innen.
Phase 2: Der Architekt
Sobald wir einen bunten Strauß an Ideen gesammelt haben, kommt der Architekt ins Spiel. Seine Aufgabe ist es, Struktur in das kreative Chaos zu bringen. Wir sichten unsere Ideen, sortieren sie nach Themen und Prioritäten und entwickeln daraus ein grobes Konzept oder einen Plan.
In dieser Phase treffen wir eine Auswahl, welche Ideen wir weiterverfolgen wollen und welche wir – zumindest vorerst – beiseitelegen. Wir definieren die Kernbotschaften und entscheiden, in welcher Reihenfolge wir die einzelnen Punkte angehen wollen. Am Ende dieser Phase haben wir ein klares Grundgerüst.
Phase 3: Der Handwerker
Wenn unser Plan steht, können wir ans Eingemachte gehen. In der Handwerker-Phase geht es darum, unsere Ideen Stück für Stück mit Leben zu füllen. Wir formulieren Texte, gestalten Präsentationen oder programmieren Funktionen. Dabei arbeiten wir uns Schritt für Schritt an dem Gerüst, das wir in Phase 2 entwickelt haben, entlang.
Auch hier ist Perfektion noch kein Thema. Wir müssen nicht alles direkt perfekt hinkriegen. Rechtschreibfehler, holprige Formulierungen oder auch Lücken, die wir später füllen, sind völlig in Ordnung. Hauptsache, wir kommen voran und realisieren unser Projekt Stück für Stück.
Dies ist typischerweise die kritische Phase, wo uns Perfektionismus blockiert. Achte daher darauf, dass du in dieser Phase NICHT auf den inneren Kritiker hörst. Nimm’ ihn zur Kenntnis aber erinnere ihn daran, dass er erst in der nächsten Phase zum Zug kommt.
Phase 4: Der Richter
Erst ganz am Schluss kommt dann der Richter bzw. Kritiker zum Zug. Nachdem wir unser Projekt oder unsere Aufgabe fertiggestellt haben, dürfen wir es noch einmal kritisch prüfen. Der Richter hat ein Auge fürs Detail. Er achtet auf Rechtschreibung, Formulierungen, Gestaltung und Funktionalität.
Das heißt aber nicht, dass wir jetzt unseren inneren Perfektionisten von der Leine lassen! Auch in dieser Phase geht es nicht um Perfektion, sondern um Qualität. Wir überprüfen lediglich, ob wir die wesentlichen Punkte gut rübergebracht haben und ob die Form stimmt. Wenn ja, dann war’s das. Wir müssen kein „perfektes“ Endergebnis abliefern.
Indem wir dem Richter erst ganz am Ende Raum geben, verhindern wir, dass er uns vorher ständig ins Handwerk pfuscht und an unserer Arbeit herummäkelt. Gleichzeitig können wir dem inneren Kritiker, wenn er sich bereits früher einmischen will, sagen, dass seine Zeit kommt. So bleibt der kreative Flow erhalten und wir können gelassener und effizienter ans Ziel kommen.
Praktische Tipps zur Anwendung des Flowers Paradigm im Unternehmensalltag
Das Flowers Paradigm bietet einen praktischen Rahmen, um Perfektionismus zu überwinden und kreativer, gelassener und effizienter zu arbeiten. Doch wie lässt sich das Modell konkret im Unternehmensalltag anwenden? Hier ein paar Tipps:
Integration der 4 Phasen in Projekte und Aufgaben
Egal, ob du eine neue Marketingkampagne planst, ein Produkt entwickelst oder einen Blogbeitrag schreibst – versuche, die vier Phasen des Flowers Paradigm bewusst in deinen Arbeitsprozess zu integrieren. Nimm dir zunächst Zeit für’s freie Brainstorming, dann für’s Strukturieren und Planen, anschließend für’s schrittweise Ausarbeiten und erst ganz am Schluss für’s kritische Prüfen. Visualisiere die Phasen zum Beispiel auf einem Plakat oder einer Pinnwand, um sie stets vor Augen zu haben.
Definiere im Vorfeld, was „Fertig“ bedeutet
Ein Projekt abzuschließen fällt Perfektionisten so schwer, weil sie kein klares Gefühl dafür haben, wann etwas „fertig“ ist. Definiere diesen Punkt für dich vorab so konkret wie möglich: Was genau muss gegeben sein, damit du eine Aufgabe als erledigt betrachten kannst? Schreib es auf und halte dich dann auch daran – selbst wenn dein:e innere:r Perfektionist:in noch Verbesserungspotenzial sieht.
Umgang mit dem inneren Kritiker
Unser innerer Kritiker kann sehr hartnäckig sein. Selbst wenn wir ihn in den ersten 3 Phasen konsequent ignorieren, wird er immer wieder versuchen, sich einzumischen. Mach dir klar: Das ist völlig normal und menschlich! Anstatt dich über die kritische Stimme zu ärgern, nimm sie wohlwollend zur Kenntnis – und erinnere sie dann freundlich, aber bestimmt daran, dass sie erst in Phase 4 gefragt ist. Mit der Zeit wird es leichter, den Kritiker in seine Schranken zu weisen.
Achte auf deine Selbstgespräche
Achte auch allgemein auf deine Selbstgespräche. Perfektionistisches Denken manifestiert sich in unserem inneren Dialog. Wenn du dich ständig selbst kritisierst, an dir zweifelst und unter Druck setzt, dann wird es Zeit für eine neue innere Stimme. Sprich in Gedanken freundlich und ermutigend mit dir. Vermeide Verallgemeinerungen wie „immer“ und „nie“ und konzentriere dich stattdessen auf das, was du schon gut gemacht hast und noch verbessern kannst. Mit der Zeit wird dieser wohlwollendere Umgang mit dir selbst immer leichter fallen.
Fokus auf Fortschritt statt Perfektion
Um den Perfektionismus dauerhaft zu zähmen, müssen wir uns immer wieder daran erinnern: Nicht Perfektion, sondern stetiger Fortschritt bringt uns weiter. Feiere jeden Schritt, den du bei einem Projekt vorankommst – sei es eine fertige Gliederung, eine erste Textfassung oder ein Prototyp. Mache dir bewusst, dass jede dieser Etappen ein Erfolg für sich ist, auch wenn das Endergebnis noch auf sich warten lässt.
Feiern von Erfolgen und Lernen aus Fehlern
Das Innehalten und stolz auf dich sein ist enorm wichtig. Perfektionisten neigen dazu, ihre eigenen Leistungen klein zu reden. Statt sich über erreichte Ziele zu freuen, sehen sie oft nur die Dinge, die sie noch besser machen könnten. Nimm dir daher Zeit, deine Erfolge gebührend zu feiern – egal, ob im Team oder für dich allein. Im Gegenzug solltest du auch Fehler nicht als Weltuntergang, sondern als Lernchance betrachten. Analysiere sachlich, was schiefgelaufen ist und wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst – aber verurteile dich nicht dafür. Glaube mir: Dieser Punkt ist so wichtig, dass ich im Rahmen meiner Coachings alle meine Klient:innen dazu verpflichte, eine regelmäßige Erfolgsreflektion zu etablieren.
Das „Gut genug“-Prinzip
Ein weiterer wichtiger Grundsatz, um Perfektionismus zu überwinden, ist das „Gut genug“-Prinzip. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass ein Ergebnis nicht perfekt sein muss, um wertvoll zu sein. Oft reicht es aus, wenn eine Aufgabe oder ein Projekt „gut genug“ erledigt ist – also so, dass es seinen Zweck erfüllt und einen Mehrwert bietet.
Perfektionist:innen tun sich jedoch schwer damit, dieses Prinzip zu verinnerlichen. Sie glauben, dass alles, was nicht perfekt ist, automatisch schlecht sein muss. Doch das ist ein Trugschluss. In vielen Fällen ist „gut genug“ völlig ausreichend – und spart wertvolle Zeit und Energie, die man in andere wichtige Dinge investieren kann.
Für High Achiever empfehle ich, an die Schulnote 2- zu denken. Es ist nicht perfekt, aber immer noch besser als Mittelmaß. Wenn du merkst, dass du dich mal wieder in Details verstrickst und den Abschluss eines Projekts immer weiter hinauszögerst, dann frag dich: Ist das jetzt wirklich notwendig? Oder ist das Ergebnis längst gut genug, ja, vielleicht besser als der Durchschnitt, um es auf den Weg zu bringen?
Du möchtest aber in bestimmten Bereichen exzellente Ergebnisse? Dann definiere genau, in welchen Bereichen, du die 1 erzielen willst – und bei welchen Bereichen, Projekten oder Aufgaben 2- ausreichend ist. Sei mutig und probiere es aus – du wirst merken, dass du so viel schneller, mehr und letztlich sogar bessere Ergebnisse erzielt, wenn du dich vom Perfektionismus löst und deine hohen Ansprüche fokussierst.
Was wir gewinnen, wenn wir uns vom Perfektionismus lösen
Noch mal: Perfektionismus loszulassen bedeutet nicht, dass wir uns mit mittelmäßigen Ergebnissen zufriedengeben. Ganz im Gegenteil: Wenn wir uns von überzogenen Ansprüchen befreien, haben wir oft mehr Energie und Freude für wirklich herausragende Leistungen. Hier ein paar weitere Vorteile, die uns die Loslösung von Perfektionismus bietet:
Gesteigerte Kreativität und Innovation
Perfektionismus ist ein Kreativitätskiller. Wenn wir uns ständig selbst zensieren und an jedem Detail herummäkeln, bleibt kein Raum für freies, unkonventionelles Denken. Indem wir uns erlauben, auch mal „wild“ zu spinnen und vermeintlich verrückte Ideen zuzulassen, öffnen wir die Tür für echte Innovationen. Oft sind es gerade die Einfälle abseits ausgetretener Pfade, die zu bahnbrechenden Lösungen führen.
Erhöhte Produktivität und Effizienz
Wer Perfektionismus loslässt, befreit enorme Energien. Anstatt endlos an Projekten zu feilen, bringen wir sie konsequent zum Abschluss. Anstatt Aufgaben vor uns herzuschieben, packen wir sie entschlossen an. Indem wir uns nicht mehr mit Detailfragen aufhalten, können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren – und in derselben Zeit deutlich mehr erreichen. Gleichzeitig sinkt die Gefahr, dass wir uns verzetteln oder in unwichtigen Nebensächlichkeiten verlieren.
Verbessertes Wohlbefinden und mehr Gelassenheit
Perfektionismus ist purer Stress. Der ständige innere Druck, alles hundertprozentig perfekt machen zu müssen, raubt uns auf Dauer die Lebensfreude. Wenn wir uns davon lösen, spüren wir oft eine große Erleichterung. Wir geben uns die Erlaubnis, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen und Dinge mit einer gewissen Gelassenheit anzugehen. Das bedeutet nicht, dass wir uns keine Mühe mehr geben – aber wir haben nicht mehr das Gefühl, immer über unsere Grenzen gehen zu müssen. Fehler und Rückschläge sehen wir nicht mehr als persönliches Versagen, sondern als wertvolle Lektionen.
Mehr Zeit für Erholung und Freizeit
Perfektionisten opfern oft ihr Privatleben, um noch mehr Arbeit in noch besserer Qualität abzuliefern. Doch dieser Raubbau an den eigenen Ressourcen rächt sich irgendwann – sei es durch Burnout, Beziehungsprobleme oder chronische Unzufriedenheit. Wenn wir lernen, auch mal Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen, bleibt mehr Raum für unsere Familie, Freunde, Hobbys und Erholung. Das wiederum führt zu erhöhter Leistungsfähigkeit – eine Win-Win-Win-Situation.
Natürlich ist es ein Prozess, sich von perfektionistischen Ansprüchen zu lösen. Doch jeder noch so kleine Schritt lohnt sich. Indem wir bewusster mit unserem Perfektionismus umgehen und immer wieder gegensteuern, können wir uns Stück für Stück mehr Leichtigkeit und Freude in unserem Unternehmerleben zurückerobern.
Dabei ist vor allem eines gefragt: Übung! Sei nachsichtig mit dir, wenn du immer mal wieder in alte Perfektionismus-Muster zurückfällst. Veränderung braucht Zeit. Wichtig ist, dass du dran bleibst und immer wieder neu die Entscheidung triffst, dich von überzogenen Ansprüchen zu lösen. Jeder Tag bietet eine neue Chance, mutiger, gelassener und freier zu werden – ergreife sie!
Wie andere Entrepreneure sich vom Perfektionismus gelöst haben
Du brauchst noch mehr Motivation, um dich vom Perfektionismus zu lösen? Hier ein paar Beispiele von anderen kreativen Entrepreneuren, die ihren Perfektionismus überwunden und hilfreiche Bücher zu diesem Thema geschrieben haben:
Scott Belsky, Mitbegründer von Behance und Adobe’s Chief Product Officer, spricht in seinem großartigen Buch „Making Ideas Happen“ offen über seinen Kampf mit dem Perfektionismus. Er schreibt: „Bei der kreativen Arbeit müssen wir lernen, unser Streben nach Perfektionismus zu zügeln. Zu oft warten wir darauf, dass eine Idee oder ein Projekt perfekt ist, bevor wir es mit anderen teilen. Aber die Welt belohnt Vollendung, nicht Perfektion.“ Belsky ermutigt dazu, Projekte konsequent abzuschließen und in die Welt zu bringen, anstatt endlos an ihnen zu feilen.
James Clear, Autor des Bestsellers „Atomic Habits„, teilt in seinem Blog eine persönliche Erfahrung mit Perfektionismus. Als junger Athlet war er so besessen davon, jedes Detail seiner Leistung zu optimieren, dass er sich völlig verausgabte und ausbrannte. Erst als er lernte, sich auf wenige, dafür aber konsistente Verbesserungen zu konzentrieren, konnte er neue Bestleistungen erzielen. Heute gibt er dieses Prinzip als „1 Prozent Regel“ an seine Leser weiter: Lieber jeden Tag eine kleine Verbesserung machen, als auf den perfekten großen Wurf zu warten.
Jake Knapp und John Zeratsky, ehemalige Google-Mitarbeiter und Autoren des Buches „Sprint„, beschreiben darin, wie sie durch einen radikal verkürzten Design-Prozess ihre perfektionistischen Tendenzen überwanden. Anstatt Monate mit der Perfektionierung von Produkten zu verbringen, entwickelten sie eine Methode, um binnen fünf Tagen einen funktionierenden Prototypen zu erstellen und zu testen. Ihr Ansatz: Lieber schnell und unvollkommen starten und aus dem Feedback lernen, als durch Perfektionismus wertvolle Zeit zu verlieren.
Du siehst: Perfektionismus ist auch unter erfolgreichen Entrepreneuren weit verbreitet, dessen Überwindung jedoch führt zu noch mehr Erfolg und Gelassenheit. Deshalb mein Aufruf an dich: Fang heute damit an, wenigstens eine kleine Sache umzusetzen.
Hab keine Angst vor Fehlern und Unzulänglichkeiten. Sie gehören zum Leben und zum Lernen dazu. Stell dir vor, wieviel du erreichen könntest, wenn du all die Energie, die bisher in perfektionistische Ansprüche geflossen ist, produktiv nutzt!
Erlaube dir, Schritt für Schritt zu wachsen, anstatt alles auf einmal perfekt machen zu wollen. Feiere deine Fortschritte und sei stolz auf das, was du schon geschafft hast. Und wenn du Rückschläge erlebst, erinnere dich an all die Menschen, die vor ähnlichen Herausforderungen standen – und sie gemeistert haben.
Also: Was ist die 1 kleine Sache, die du aus diesem Blog-Post mitnimmst und die du noch heute umsetzt – frei von perfektionistischen Ansprüchen?