Das Gefühl der Bedeutung im eigenen Tun oder Beruf ist ein großes Geschenk, findet Anusara Yoga-Lehrerin und –Ausbilderin Christina „Tina“ Lobe. Wie wir diese Bedeutung finden können, was Dienen damit zu tun hat und wie wir als Lehrer in unserer Energie bleiben, darüber habe ich mit ihr im Interview gesprochen.

Solveig: Tina, du bist seit 2005 Anusara-Yoga-Lehrerin, Yoga-Lehrer-Ausbilderin und Autorin des Buches „Yoga lehren: Die sieben Schlüssel für einen guten Yogaunterricht“, das kürzlich im Kamphausen-Verlag erschienen ist. Darüber hinaus unterrichtest du auf Retreats, Festivals und der Online-Plattform Yogaeasy. Was würdest du sagen, wo liegt aktuell dein Schwerpunkt?

Tina: Ich habe mich in den letzten drei, vier Jahren hauptsächlich auf das Ausbilden von Yogalehrern konzentriert. Es ist ein schöner Austausch und ich selbst lerne auch unglaublich viel davon. Was ich in den vergangenen zwei, drei Jahren auch lieben gelernt habe, das sind Meditation und Schreiben. Ich freue mich sehr, dass damit noch einmal ein stillerer Aspekt in mein Leben gekommen ist – neben dem Unterrichten, wo man ja doch ziemlich viel sprechen muss …

Solveig: Für mich bist du jemand, der mit seinem ganzen Sein ausstrahlt, seine eigene Bestimmung gefunden zu haben. Ich selbst habe mich als Coach ja u. a. auf das Thema Berufung spezialisiert. Im Yoga gibt es diesen Begriff des Dharma – siehst du zwischen den Begriffen Dharma, Berufung und Bestimmung einen Zusammenhang?

Tina: Der Begriff „Dharma“ wird ja sehr oft mit „Berufung“ und „Bestimmung“ übersetzt. Im Laufe der Recherche zu meiner Arbeit mit dem Begriff bin ich dann darüber gestolpert, dass er sich auch als „die eigene Wahrheit“ definieren lässt – oder als das, was für jemanden „Bedeutung“ hat. Ich finde es sehr schön, dass Dharma etwas ist, was für jemanden eine große Bedeutung hat. Wenn Menschen sagen, dass ihr Job oder ihr Tun eine große Bedeutung für sie hat und sich richtig für sie anfühlt, dann ist das ein großes Geschenk. Wobei ich glaube, dass es nicht immer der Job sein muss. Man kann sein Dharma auch in vielen anderen unterschiedlichen Bereichen leben. Zum Beispiel im Privaten; es ist etwas, bei dem wir keine Zweifel mehr hegen an dem, was wir tun. Wenn wir das erreicht haben und es sich stimmig, richtig und warm anfühlt; wenn keine Zweifel mehr vorhanden sind, dann können wir von uns behaupten, unser Dharma zu leben.

Solveig: Wunderschön ausgedrückt! Ich finde es auch immer ein bisschen irreführend, dass „Berufung“ oft direkt mit „Beruf“ gleichgesetzt wird.

Tina: Genau, man kann auch im persönlichen oder privaten Bereich sein Dharma finden – und vor allen Dingen leben!

Christina Lobe Interview

Solveig: Würdest Du sagen, dass der Beruf der Yogalehrerin bzw. Mentorin für Yogalehrer ein Teil Deines persönlichen Dharmas ist?

Tina: Ja, es fühlt sich absolut so an! Im Wort „Berufung“ steckt ja auch wieder das schöne Wort „Ruf“, und ich habe mich „gerufen“ gefühlt durch das Yoga. Es hat sich von Anfang an stimmig angefühlt. Die Zeit des Praktizierens, aber auch die Zeit des Lehrens. Eigentlich habe ich mich nie als Lehrerin gesehen, es war auch nie meine Vorstellung oder mein Traum. Aber ab dem Moment, wo ich angefangen habe, es zu unterrichten – also es weiterzugeben – fühlte es sich richtig an. Und das ist bis heute so geblieben. Sicherlich gab und gibt es immer mal wieder Dinge auf meinem Weg, die sich veränderten oder die ich neu angepasst habe. Doch ganz grundsätzlich habe ich das Gefühl, meine Wahrheit gefunden zu haben. Im Yoga selbst stecken noch so viele Möglichkeiten drin, weiterhin meine Wahrheit zu leben.

Solveig: Du sagst, dass sich die Praxis und das Lehren von Anfang an richtig angefühlt haben, obwohl Du Dich eigentlich gar nicht als Lehrerin gesehen hast … Kannst Du das vielleicht für all diejenigen Menschen, die noch auf der Suche nach ihrer Berufung sind, näher beschreiben? Wie hat sich dieses „richtig“ z. B. genau angefühlt?

Tina: Dazu muss man ein bisschen ausholen. Ich habe im Laufe meines Lebens oft genau das gegenteilige Gefühl gehabt, also mit dem, was ich tue „nicht richtig“ zu sein – oder nicht am richtigen Ort. Das Gefühl, irgendwo nicht hineinzupassen – oder auch nicht dazu zu passen! Dadurch wurde mir schnell klar, wie schön es sich anfühlt, wenn man mal wo „hinpasst“. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man immer darauf hört und achtet, wo man sich wohlfühlt und bei was man das Gefühl hat, ganz man selbst sein zu können. Wo man etwas von sich zum Ausdruck bringen und sich frei entfalten kann! Wenn es in meinen Trainings um das Dharma geht, frage ich auch meine Teilnehmer oft: „Was ist denn ein ganz tiefer Wunsch von Dir?“

Als ich neulich selbst einmal an einen Retreat teilgenommen habe, fragte uns die Lehrerin, ob es denn mal einen Wunsch gab, den wir gefühlt mit uns auf die Welt gebracht haben. Ein Verlangen, dass uns schon immer angetrieben hat … Ich finde, das ist eine sehr spannende Frage, um darüber zu reflektieren und darin das Dharma finden zu können.

Solveig: Ja, das ist auf jeden Fall eine Super-Frage!

„Yoga ist ein unglaublich schöner Weg, aber er führt uns auch sehr intensiv in die Auseinandersetzung mit uns selbst – und dazu muss man auch in einem gewissen Maße bereit sein …“

Tina: Ja, der Weg, sich mit uns selbst auseinanderzusetzen, ist ja auch nicht so einfach. Was sind meine Wünsche? Und wo bin ich? Habe ich mich angepasst? Und wo fühle ich mich frei?

Das ist kein einfacher Weg, aber das Yoga ist ja auch nicht unbedingt einfach! Yoga ist ein unglaublich schöner Weg, aber er führt uns auch sehr intensiv in die Auseinandersetzung mit uns selbst – und dazu muss man auch in einem gewissen Maße bereit sein …

Solveig: Was würdest du jemandem raten, der noch auf der Suche nach seinem Weg und/oder seinem Dharma ist?

Tina: Alles, bei dem wir uns mit uns selbst auseinandersetzen, ist sehr gut. Auch wenn man unterschiedliche Dinge ausprobiert, um sich selbst in unterschiedlichen Situationen kennenzulernen! Ich glaube ja schon, dass wir geführt werden, z. B. aus dem eigenen Herzen oder vom sogenannten Bauchgefühl. Das leitet uns in der Regel schon sehr gut. Ich glaube auch, dass uns das Leben immer wieder in Situationen bringt, wo sich ganz viel für uns entscheiden kann und wo uns das Leben quasi auf einem Tablett unseren eigenen Weg darbietet. Durch einen bewussten und achtsamen Umgang mit unserem Leben können wir dorthin finden. Aber das macht es auch nicht leicht – man muss schon sozusagen immer ein bisschen „dran bleiben“.

Solveig: Vielleicht ist es ja auch so, dass man beim Ausprobieren verschiedener Sachen merkt: „Das ist es nicht“ … Dadurch, dass du die Erfahrung gemacht hast, dass etwas „so nicht stimmt“ und sich nicht richtig angefühlt hat, bist du dann offener für etwas, das sich richtig anfühlt.

Tina: Genau. Und ich denke, dass da eine Art von Praxis hilft. Das kann Achtsamkeitspraxis sein oder auch Yoga –irgendetwas, bei dem wir mit uns selbst in Kontakt kommen.

„Wenn wir uns darauf einlassen, ist alles durchdrungen von einer Form von Liebe.“

Zitat Christina LObe

Solveig: Das ist eine schöne Überleitung zu meiner nächsten Frage. Ich selbst hatte die Ehre, mein Teacher-Training zur Anusara-Yoga-Lehrerin bei dir zu absolvieren und weiß, dass bei dir im Unterricht Begriffe wie „Liebe“, „Hingabe“ und „Dienen“ öfter vorkommen. Ich liebe diese Begriffe. Könntest du uns darüber vielleicht ein bisschen mehr erzählen? Wie lebst du diese Begriffe konkret?

Tina: Es fällt mir nicht immer leicht, aber ich versuche das, was ich tue, auch zu lieben. Damit man tun kann, was man liebt, sind manchmal auch Dinge notwendig, die man vielleicht nicht so liebt. Diese Dinge wiederum dienen dann dem, das zu tun, was man im Endeffekt liebt. Es ist nicht selbstverständlich, in diesem Gefühl der Liebe und Hingabe zu sein – Auch ich brauche immer wieder meine Praxis dafür. Eine Art geschützten Ort oder Zuflucht zu haben, wo ich merke, dass wir das Leben an sich lieben können. Auch die Praxis an sich können wir lieben – und mehr von den Dingen einladen, die uns nicht so leichtfallen und bei denen man sich denkt: Muss das jetzt sein? Und warum gerade ich?

Was ich durch die tantrische Philosophie gelernt habe: Wenn wir uns darauf einlassen, ist alles durchdrungen von einer Form von Liebe. Die höchste Kunst besteht darin, das zu sehen und zu erkennen. Dass alles angetrieben wird von etwas, das man „höchstes Bewusstsein“ oder „Liebe“ nennt. Ich finde, dadurch fällt es auch ein bisschen leichter, Dinge mit Hingabe zu praktizieren.

Solveig: Hast Du da bestimmte Rituale oder konkrete Routinen, die dich immer wieder zu dir selbst zurückführen? Du hast ja gerade gesagt, dass es mitunter das Wichtigste ist, die Dinge mit dir selbst in Einklang zu bringen …

Tina: Ja, natürlich, sonst wäre ich auch keine Yogalehrerin geworden. Bei mir funktioniert es beispielsweise über das rein Physische, das Körperliche. Das kann eine Massage oder auch ein Saunagang sein. Oder meine Praxis! Ich merke oft, dass ich etwas brauche, um mich selbst physisch zu spüren. Also versuche ich, solche Dinge regelmäßig in mein Leben zu integrieren – um meinen Zugang zu mir selbst zu behalten. Ansonsten kann ich auch sagen: Meine Routine ist meine Praxis, meine Yoga-Praxis.

Solveig: Gehört auch Meditation dazu?

Tina: Genau, Meditation oder auch die Anusara-Praxis. Ich schaffe es nicht immer täglich, meistens jedoch schon. Und das ist auch etwas, das mich aufrecht erhält, um zum Beispiel die Dinge, die wir uns in unserem Leben nicht unbedingt ausgesucht haben oder die für uns eine besondere Herausforderung darstellen, meistern zu können.

„Ich habe kein spezifisches Self-Care-Ritual, sondern ich stehe dann morgens auf und gucke, was ich jetzt gerade brauche.“

Solveig: Nun reist du sehr viel, bist häufig unterwegs als Ausbilderin von Yogalehrern. Du bist auf Festivals unterwegs … Und wenn du unterrichtest, gibst du ja auch viel. Wie findest du dein Gleichgewicht, damit du dabei auch in deiner eigenen Energie bleibst?

Tina: Das ist eine gute Frage und das bleibt auch immer eine ständige Herausforderung der Yogalehrer! Es wird immer viel geredet, was denn alles helfen soll! Für mich war es wichtig, erst einmal zu akzeptieren und anzunehmen, dass ich am nächsten Tag völlig erschöpft bin. Das darf auch sein – diese Müdigkeit darf sein! Viele meinen auch, dass es mir viel zurückgibt – ja, es gibt mir viel! Und trotzdem darf man müde sein. Wenn ich eine intensive Woche habe, dann versuche ich, mir an den beiden darauffolgenden Tagen keine Termine zu legen, bei denen ich in irgendeiner Form in die Öffentlichkeit muss. Ein bisschen Büroarbeit mache ich, aber ich möchte dann auch im Rückzug bleiben können und meinen Tag so gestalten, dass ich einfach einmal Pause habe. Manchmal schaffe ich es, an diesen beiden Tagen die Zeit ein bisschen anzuhalten, manchmal ist es aber auch nur ein Tag. Wichtig ist, dass an diesen Tagen kein Unterricht stattfindet, da ich sonst absagen müsste, was natürlich nicht fair meinen Schülern gegenüber wäre. Ich habe kein spezifisches Self-Care-Ritual, sondern ich stehe dann morgens auf und gucke, was ich jetzt gerade brauche. Ist es eine Massage oder einfach nur der Rückzug? Oder brauche ich einfach mal nur „Nicht-sprechen-müssen“? Möchte ich ein Buch lesen? Manchmal treffe ich mich dann auch mit Freunden, die mit Yoga nicht so viel zu tun haben. Aber meist entscheide ich es spontan …

Solveig: Das ist etwas, an dem ich selbst gerade noch arbeite: Akzeptieren, wenn man müde, auch nach einer wunderschönen Tätigkeit. Es gibt einem ja etwas, kostet aber trotzdem Energien – was man respektieren muss. Hast Du länger gebraucht, um das für Dich so anzunehmen?

Tina: Unbedingt! Es gibt ja Lebensphasen, in denen das Regenerieren leichtfällt. Dann aber gibt es auch Lebensphasen, in denen es schwerer fällt, wenn man z. B. noch mit einem anderen Thema beschäftigt ist. Das kann privater Natur sein – oder auch etwas, bei dem man sich gerade in einem bestimmten Prozess befindet; dann ist es nicht so einfach, in zwei Tagen wieder fit zu werden. Es bedarf eines ständigen neuen Ausrichtens, wie wir es in unserer Anusara-Praxis ja auch machen. Man muss immer schauen, was man jetzt braucht; wieviel Zeit brauche ich, was hilft mir jetzt? Das ist keine Checkliste zum Abhaken, nach dem Motto: So, jetzt habe ich mein Ritual gefunden …

Solveig: Das beschäftigt mich auch gerade: Das Vertrauen in die eigene statt in ein festes System. Zum Beispiel der Arbeitsalltag von nine-to-five – das ist ein festes, starres System. Erst muss man die Zeit abarbeiten, dann darf man sich erholen… Oder „es muss jeden Tag eine halbe Stunde meditiert werden, nur dann ist man „optimal vorbereitet für den Tag!“ … man muss schon wirklich in sich hineinhören, was man wirklich braucht.

Tina: Es ist gut, dass Du das ansprichst, weil ja gerade heute verstärkt Selbstoptimierung proklamiert wird und man alle möglichen Dinge nach einem festen Schema abarbeiten soll und glaubt, nur wenn man alle Rituale „durch hat“, ist man auch voll funktionstüchtig. Aber so funktionieren wir Menschen nun einmal nicht! Es ist wichtig, dass man danach guckt „Was brauche ich heute? Was sagt mir meine Intuition? Was muss ich machen, damit es mir gut geht?“

Solveig: Ich glaube, man muss seine Intuition auch schulen, weil wir inzwischen sehr daran gewöhnt sind, einem bestimmten Raster und Vorgaben zu folgen …

Tina: Der erste Schritt für mich war, überhaupt zu erkennen, was jetzt gerade ist. Was ist mein momentaner Zustand? Zu sagen: „Okay, was ist jetzt gerade da?“ Erst, wenn man das Problem erkannt hat, kann man ja auch eine Lösung finden.  Aber man muss ich erst einmal auch die Zeit dafür nehmen, seinen Ist-Zustand wahrzunehmen. Ich finde, damit ist man auch schon ganz gut beschäftigt. Aber das ist dann der erste Schritt, wie man vielleicht irgendetwas ändern oder auch anpassen kann, damit es einem dann wieder gut geht – und man in seiner Kraft bleiben kann.

„Als Yogalehrer muss man schon dazu bereit sein, etwas Größerem, nämlich dem Yoga, zu dienen.“

Solveig: Absolut, Tina! Noch zwei letzte Fragen: Was macht deiner Meinung nach eine gute Yoga-Lehrerin bzw. Yoga-Lehrer aus? Oder auch ganz allgemein einen Lehrer?

Tina: Ich finde, das ist keine einfache Frage, denn da schwingt ja auch immer etwas Subjektives mit. Es gibt Lehrer, die erfolgreich und auch gut sind, aber mich persönlich vielleicht nicht so ganz ansprechen. Was ich generell dazu sagen kann:  Ich glaube, dass ein guter Lehrer der Lehrer ist, der weiß, warum er lehrt. Der sich also wirklich darüber Gedanken gemacht hat: Was ist meine Intention und wie lautet meine Botschaft? Habe ich etwas nach außen zu senden? Und dass diese Intention nicht nur etwas mit ihm selbst zu tun hat; es ihm also nicht nur darum geht, berühmt zu werden, denn das würde an der eigentlichen Yoga-Praxis vorbeigehen. Die Intention auch ganz bestimmte Werte oder Erfahrungen weiterzugeben – oder die Intention, Menschen zu sich selbst zu bringen. Da kommen wir wieder zu dem Punkt, den Du vorhin bereits angesprochen hast: der Punkt mit dem Dienen. Als Yogalehrer muss man schon dazu bereit sein, etwas Größerem, nämlich dem Yoga, zu dienen. Und das zu tun, was es braucht, damit sich das Yoga in einem selbst, aber auch in anderen entfalten kann. Da muss man sich als Lehrer selbst zurücknehmen können, was sehr wichtig ist. Um auf der einen Seite präsent zu sein – aber auch wieder in den Hintergrund treten zu können, um den anderen ihren Raum zu geben und als Lehrer dann diesen Raum zu halten, für die anderen.

Solveig: Ja, auf jeden Fall. Wobei, und das möchte ich gerne einwerfen und ich weiß, dass Du das genauso siehst: Dienen heißt jetzt nicht, dass man immer alles umsonst machen muss, was ja leider beim Yoga manchmal so ist … Dann fällt man nämlich von der anderen Seite vom Pferd!

Tina: Genau, es muss alles in der Balance sein. Es ist ja oft so, dass in der Yoga-Welt nicht so gerne über Geld gesprochen wird …

Solveig: Noch einmal zum Thema Dienen: Ich habe es so verstanden – du darfst mich gerne korrigieren -, dass Dienen in diesem Zusammenhang bedeutet, dass es nicht um mich geht. Ich bringe mich mit meinen ganz bestimmten Stärken und Gaben, die ich vielleicht besser vermitteln kann als andere ein. Und diese Gaben stelle ich in den Dienst von etwas Größerem – und für die anderen.

Tina: Genauso ist es. Das hast Du sehr schön ausgedrückt und perfekt auf den Punkt gebracht.

„Es ist gut, in Gesellschaft von jemanden zu sein, bei dem Du sagen kannst, dass er dich inspiriert und du es spannend findest, was er zu sagen hat!“

Solveig: Hast du vielleicht drei Ressourcen – das können Bücher, Podcasts, Websites oder auch etwas ganz anderes sein – die du jemandem empfehlen könntest, der noch auf der Suche nach seinem Dharma ist?

Tina: Ich denke, wenn man eine Affinität zum Yoga hat, ist es sehr schön, in der Bhagavad-Gita zu lesen, denn in der Bhagavad-Gita geht es ja genau darum: Was bedeutet Dharma? Was bedeutet eine Wahrheit? Was bedeutet Bestimmung? Es ist eine schöne Auseinandersetzung mit diesen Themen, und obwohl es ein Schauplatz ist, der heute nicht mehr ganz so aktuell zu sein scheint, kann man es dennoch wunderbar in die heutige Zeit übersetzen. Es ist ein schönes Werk und manche nennen sie „die Bibel Ghandis“. Mich hat sie sehr inspiriert. Wenn man nicht unbedingt Zugang dazu findet – was ja durchaus auch sein kann, dann würde ich empfehlen, für eine Weile mit einem Lehrer zu sein – wer immer das auch ist. Es ist gut, in Gesellschaft von jemanden zu sein, bei dem Du sagen kannst, dass er dich inspiriert und du es spannend findest, was er zu sagen hat! Persönlich mache ich noch viel mit Sally Kempton, sie spricht mich sehr an und resoniert mit mir. Ihr Blick auf die Welt bringt mich immens weiter, und auch, wie sie ihre Praxis führt.

Ansonsten muss ich sagen, dass es gar nicht so einfach ist, Tipps zu geben. Ich denke, das kann den anderen vielleicht auch ein bisschen von seiner persönlichen, eigenen und individuellen Wahrheit wegbringen. Man gibt dann schon wieder etwas vor, was verspricht, gut zu sein. Aber was für den einen gut ist, kann für den anderen auch eben nicht so gut sein. Vielleicht führt es ihn eher wieder auf einen Umweg … Ich tue mich zugegebenermaßen an dieser Stelle ein bisschen schwer mit Buchtipps, aber ich kann soviel sagen: Ich finde alle Bücher gut, die dem Leser sehr viel Raum lassen für das Individuelle – und ihm genügend Interpretationsspielraum bieten.

Solveig: Das ist ja praktisch die schon die dritte Ressource – nämlich Du selbst …

Tina: Ja, das könnte man so sagen. Dass man immer wieder auf sich selbst zurückkommt. Aber ich denke, das kennen bestimmt viele – man läuft durch einen Buchladen und eines der Bücher springt dich förmlich an! Und dieses Buch muss es dann auch sein, es steht das Richtige drin, es ist stimmig für Dich! Diesem Impuls zu folgen, also das zu tun, was dir immer wieder ins Bewusstsein springt, das ist der beste Lehrer, um deinen eigenen und ganz individuellen Weg zu finden.

Solveig: Tatsächlich bist du so jemand, der mir immer wieder „entgegengesprungen“ ist und ich bin dafür sehr dankbar. Für diejenigen der Leser, die ebenso empfinden und stark mit dir räsonieren: Du stratest demnächst einen Online-Kurs für Yoga-Lehrer. Wie kam es dazu?

Tina: Diese Online-Geschichte entstand daraus, dass ich im deutschsprachigen Raum verstreut viele Schüler habe und kenne. Manche sind ein bisschen traurig darüber, dass ich weit weg und nicht immer verfügbar bin. Da bietet sich doch das Medium Internet wunderbar an! Dieser Onlinekurs ist gedacht, um ganz essenzielle Themen durchzusprechen, wie z. B. Dharma und Berufung. Oder auch: Wie stelle ich mich als Person im Bereich Business auf? Es ist ja ein wichtiger Punkt, sich in irgendeiner Form auch sichtbar zu machen – das wird auf jeden Fall Teil des Kurses sein. Und dann noch Geschichten wie „Sprache und Stimme im Unterricht“, was mir persönlich sehr viel bedeutet. Aber auch Herzthemen verweben, Philosophien verweben – all diese klassischen Dinge. Ich hoffe sehr, dass es so wird, wie ich mir vorstelle. Dass ich Vorträge halte und meinen Schülern Input gebe, wir ein bisschen Theorie zusammen machen und danach ein bisschen Zeit haben für den gegenseitigen Austausch. Es soll ein sehr interaktiver Kurs werden, in dem auch Fragen gestellt werden können.

Solveig: Wann beginnt Dein Kurs?

Tina: Der Kurs umfasst 7 Termine, beginnt im November und geht bis Januar des kommenden Jahres. So kann man sich während der dunklen Jahreszeit sozusagen auf ein Online-Meeting freuen.

Solveig: Liebe Tina, vielen lieben Dank, das war ein wunderschönes Interview! Ich nehme hieraus wie immer, wenn ich dir begegne, sehr viel für mich mit!

Tina: Sehr gerne! Vielen herzlichen Dank, dass Du mich eingeladen hast! Und wenn jemand gerne irgendetwas genauer wissen möchte oder vielleicht auch Fragen hat: Ich freue mich über eine E-Mail, am besten über meine Website.

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