In dieser Folge räume ich mit einem hartnäckigen Mythos auf: Dass du nur mehr Willenskraft brauchst, um konsequent zu sein, gute Entscheidungen zu treffen und dein Business oder dein Leben in den Griff zu bekommen.

Ich teile mit dir, warum genau dieser Gedanke oft der Grund ist, warum du dich immer wieder erschöpft, zerrissen oder gescheitert fühlst – obwohl du so viel gibst.

Und ich zeige dir, worauf du dich stattdessen verlassen kannst: Eine tiefere Art von Selbstführung, die nicht auf Disziplin basiert, sondern auf Verbundenheit.

Du erfährst in dieser Folge:

  • Warum Willenskraft dich langfristig im Mangel hält
  • Wie dein Nervensystem mit Entscheidungen zu tun hat
  • Warum „Sich durchboxen“ oft nicht mutig, sondern angstgetrieben ist
  • Und was du brauchst, um wirklich verlässlich für dich loszugehen – ohne Druck

Diese Folge ist für dich, wenn du viel weißt, viel willst – und trotzdem oft auf der Bremse stehst. Denn dein Durchbruch hat nichts mit Härte zu tun. Sondern mit echter, verkörperter Klarheit.

Du liest lieber? Hier geht’s zum Blog-Post des Podcasts:

Kennst du das? Du weißt genau, was du tun solltest, um dein Business oder dein Leben voranzubringen. Du hast Wissen, Strategien und Pläne – und trotzdem findest du dich immer wieder dabei, wie du zögerst, aufschiebst oder ganz aufgibst?

Vielleicht sagst du dir dann: „Ich muss es einfach mehr wollen. Ich brauche mehr Willenskraft, mehr Disziplin.“ Und du kämpfst dich durch, nur um kurz danach wieder erschöpft aufzugeben.

Du bist nicht allein. Dieser Kreislauf ist nicht nur frustrierend – er basiert auf einem fundamentalen Missverständnis darüber, wie wir Menschen funktionieren und was uns wirklich zu nachhaltigen Ergebnissen führt.

Das Problem ist nicht, dass du zu wenig willst oder zu wenig Willenskraft hast. Das Problem ist, dass du überhaupt auf Willenskraft setzt – eine begrenzte Ressource, die dich im Zustand des Mangels hält und dich langfristig erschöpft.

In diesem Artikel zeige ich dir, warum der Glaube an Willenskraft einer der größten Mythen unserer Zeit ist und welcher tiefere, nachhaltigere Weg dich zu deinen Zielen führen kann – ohne Kampf, Erschöpfung und Selbstvorwürfe.

Warum Willenskraft dich im Mangel hält

Lasst uns heute ein weiteres Konzept angucken, von dem wir häufig glauben, dass wir es haben wollen würden, und von dem ich behaupte, dass dem gar nicht so ist. Und dabei geht es um das Konzept Willenskraft und den Mythos, dass wir etwas nur genug wollen müssten, damit wir es auch erreichen.

Warum sage ich, dass das ein Mythos ist?

Die Sache ist die: Wollen – wenn wir etwas wollen, dann sind wir in dem Moment, wo wir darüber nachdenken, nicht verbunden mit dem, was wir wollen, sondern mit dem, dass wir es nicht haben. Also dass wir im Mangel sind. Wir wollen nur etwas, weil wir es nicht haben. Das heißt, in unserem Bewusstsein ist in dem Moment der Mangel präsent.

Und wenn wir im Mangel sind, dann löst es in uns Emotionen wie Frustration, Wut, Trauer, Enttäuschung und so weiter aus. Und all diese Emotionen sind auch korreliert mit Stress. Mit Dis-Stress, also nicht dem positiven Eustress, sondern Dis-Stress, dem Stress, der krank macht, wenn wir auf Dauer mit ihm verbunden sind. Auch Eustress, wenn wir dauerhaft im Eustress sind, auch das kann tatsächlich krank machen. Aber insbesondere eben Dis-Stress, weil er mit unangenehmen Emotionen verbunden ist.

Und tatsächlich ist es auch so, wenn wir zum Beispiel Frustration fühlen: In den Momenten sind wir nicht dabei, konstruktive Handlungen auszuführen, die den Mangel beseitigen würden. Genauso auch bei Wut, bei Trauer, bei Enttäuschung. Oft machen wir dann gar nichts oder tun etwas, was uns von diesen unangenehmen Emotionen ablenkt. Trinken, Fernsehen, Rauchen, Essen – alles versuchen wir, um diese Gefühle nicht zu fühlen. Also oft machen wir dann Handlungen, die gar nichts damit zu tun haben, mit der Beseitigung dessen, was wir wollen.

Ganz häufig ist es sogar so, dass es das Gegenteil auslöst. Also wenn wir zum Beispiel frustriert sind, weil wir so und so viele Kilos zu viel haben, ganz häufig löst diese Frustration aus, dass wir essen. Oder wenn wir frustriert sind, weil wir zu viel fernsehen und uns nicht dorthin bewegen, wo wir uns hinbewegen wollen – was machen wir ganz häufig? Fernsehen gucken, um diese Frustration zu betäuben. Bei Trauer ziehen wir uns ganz häufig zurück. Genau dasselbe bei Enttäuschung.

Wut kann schon aktivierend wirken, das definitiv. Häufig ist es aber dann eben eine reaktive Wut. Also wir nehmen Handlungen vor, die nur sehr kurzfristig oder kurzfristiges Denken repräsentieren. Vielleicht zetteln wir einen Streit an, der uns langfristig auch nicht zu unserem Ziel führt.

Was wirklich hinter echter Leistungsfähigkeit steckt

Tatsächlich bin ich sehr davon überzeugt, dass Menschen, denen wir grundsätzlich hohe Willenskraft zuschreiben, gar nicht so sehr auf Willenskraft setzen. Sondern dass sie tatsächlich viel mehr damit verbunden sind mit dem Ergebnis.

Ein großes Beispiel ist Arnold Schwarzenegger, den ich, wenn du den Podcast schon öfter gehört hast – ich glaube, ich habe ihn schon öfter mal erwähnt – sehr bewundere inzwischen. Das war in meiner Teenager-Zeit auch nicht so. Da war ich eher intellektuell unterwegs und habe ihm unterstellt, nicht besonders intellektuell zu sein. Mag auch sein, dass er nicht besonders intellektuell ist, aber er ist definitiv intelligent und eine sehr bewundernswerte Persönlichkeit.

Und warum ich ihn heute auch besonders bewundere, ist eben, dass er gegen so viele Herausforderungen das, was er sich gewünscht hat, kreiert hat. Also einmal eben Bodybuilding – ich glaube, Weltmeister ist er sogar mehrfach geworden. Dann aber vor allem auch als Österreicher mit einem grottigen Akzent in den USA Filmschauspieler zu werden, Kassenschlager zu bringen, wo ihm wirklich zig Profis aus Hollywood gesagt haben: „Aus dir wird niemals ein Schauspieler.“ Er hat es trotzdem geschafft, dann sogar Gouverneur von Kalifornien geworden ist.

Ich finde es einfach unfassbar bewundernswert, wirklich, wie er Herausforderungen gemeistert hat – und nicht nur einmal, sondern mehrfach in unterschiedlichsten Bereichen. Und man könnte eben gut sagen: „Hey, das ist doch jemand, der muss ja so viel Willenskraft haben.“

Und meine feste Überzeugung ist, dass er gar nicht auf Willenskraft… dass seine Erfolge nicht auf Willenskraft basieren, sondern auf der Fähigkeit, sich zu verbinden mit dem Ergebnis, das er sich wünscht, auch wenn es noch nicht da ist. Also dass er auch, als ihm diese Leute gesagt haben, die sogenannten Experten in Hollywood: „Aus dir wird niemals was, du wirst niemals Schauspieler“, dass er trotzdem so verbunden sein konnte mit dem, dass er sich selbst so sehr gesehen hat als Schauspieler im Kino. Dass diese Emotion, die das hervorruft, so sehr verbunden zu sein – man könnte auch sagen, mit dem Glauben, dass es wahr wird – dass er eben diese Herausforderung, diese Ablehnung, diese Zeichen, dass er das nicht schaffen würde, übergehen konnte.

Mit Sicherheit hat er auch seine Zweifel manchmal gehabt – das dürfen wir alle haben – aber dass das [der Glaube an sein Ziel] noch viel mehr geschieht, in seinem Bewusstsein viel häufiger da war. Also dass er das nicht mehr wollte, sondern dass er einfach fester mit dem Glauben verbunden war, dass er es schafft. Und das sind zwei unterschiedliche Dinge.

Wie du von „Wollen“ zu „Haben“ kommst

Wie können wir also, statt es mehr zu wollen, mehr daran glauben, dass wir es erreichen?

Ein Weg dazu ist zum Beispiel visualisieren, habe ich gerade auch schon angedeutet, dass wir uns wirklich vorstellen innerlich, dass wir das Ziel schon erreicht haben. Und das ganz Wichtige ist: Es geht gar nicht so sehr darum, dass du ganz genau siehst, dich selbst siehst, wie du das Ergebnis erreichst, sondern dass du dich dadurch dann mit dem Gefühl verbindest, was du erleben würdest, wenn du das Ziel, was du dir wünschst, erreichst. Das ist das Zentrale – dass wir die Emotionen hervorrufen, die wir damit verbinden, wenn wir das erreichen oder haben, was wir uns wünschen. Wie sich das im Körper anfühlen würde.

Für die meisten Menschen ist es eben am einfachsten, in Kontakt zu kommen mit diesen Emotionen, indem sie sich wirklich vorstellen, wie sie in der Situation stehen, gehen, sprechen, was sie vor Augen sehen, was sie riechen, was sie eben fühlen. Also wirklich wie, als wären sie in einem Film.

Für die allermeisten funktioniert es besonders gut, wenn du aber nicht visuell funktionierst – es gibt viele Menschen, bei denen ist es nicht so. Und darauf kommt es tatsächlich nicht an bei Visualisierung, auch wenn das das Wort so suggeriert. Es kommt darauf an, dass du dich in die Emotionen versetzen kannst oder die Emotionen… Also es würde auch reichen, wenn du dir einfach nur vorstellst: Wie fühlt sich das in meinem Körper an? Welche Emotionen ruft das hervor, wenn ich das erreiche oder habe, was ich mir wünsche?

Und das so viel wie möglich zu kreieren, denn diese Emotionen führen zu den Handlungen, die wiederum – also sie motivieren die Handlungen, die wiederum dazu führen, dass wir das Ziel erreichen.

Wenn ich stolz bin, weil ich eben zum Beispiel es geschafft habe, in einem Hollywood-Film mitzuspielen, dann füllt mich diese Begeisterung, dieser Stolz mit so viel Motivation, dass ich auf Vorsprechen gehe, dass es mir vielleicht nicht egal ist, aber zumindest, dass ich besser eben darüber weg kann, wenn mir Menschen „nein“ sagen oder bei einem Casting oder sowas ich abgelehnt werde. Jedes Mal, wenn ich mich wieder damit verbinde mit dem Ergebnis, mit dieser Vorstellung, mit dem Stolz darauf oder der Begeisterung oder der Freude, habe ich wieder neue Energie, um weiterzumachen.

Die Kraft des Loslassens: Wenn du an der Wand stehst

Eine zweite Möglichkeit, die besonders hilfreich ist bei Themen, wo du merkst: „Wow, also irgendwie, ich will das so sehr, und es klappt einfach nicht, es klappt einfach nicht, es klappt einfach nicht. Ich kämpfe da die ganze Zeit an, ich will es unbedingt erreichen.“ Was eben gerade auch schon impliziert, dass du immer mehr den Mangel siehst. Je verkrampfter wir werden, je mehr wir etwas wirklich wollen, aber auch merken, wie wir dabei verkrampfen, desto mehr ist es ein Zeichen dafür, loszulassen.

Wenn du immer wieder gegen eine Wand rennst bei einem bestimmten Ziel, sei es zum Beispiel abzunehmen, aufzuhören zu trinken, so und so viel Umsatz zu machen mit deinem Unternehmen – das zieht sich vielleicht sogar schon seit Jahren. Du wirst immer, immer verkrampfter dabei. Dann ist es definitiv ein Zeichen loszulassen.

Eine der besten Methoden, die ich dafür kenne, ist die Sedona-Methode. Das ist ein Prozess, bei dem wir uns bestimmte Fragen stellen, die es nicht zu beantworten gilt im Kopf auf intellektueller Ebene – da sind wir wieder beim Intellekt – sondern einfach innerlich auf emotional-mentaler Ebene zu erforschen.

Eine Kurzversion wäre einfach, dich zu fragen: „Könnte ich den Wunsch danach, das zu erreichen, zu haben und so weiter, willkommen heißen?“ Und dann prüfst du einfach vom Körper her: Könntest du diesen Wunsch danach erlauben, in dir zu sein, willkommen heißen? Wahrscheinlich ist die Antwort ja.

Und dann ist aber die Frage, die zweite: „Könntest du den Wunsch danach loslassen?“ Und es kann sein, dass du merkst: „Ja, doch, ja, das geht.“ Es könnte auch sein: „Nein.“ Da merkst du Widerstand. Und es gibt hier kein richtig oder falsch. Wenn du Widerstand in dir spürst, dann frag dich einfach: „Könnte ich diesen Widerstand dagegen willkommen heißen?“

Vielleicht sagst du ja, vielleicht sagst du nein. Beides ist in Ordnung. Und dann könntest du das, was sich zeigt, loslassen – nur soweit es eben geht. Für jetzt.

Das ist so ein kleiner Einblick da rein – das wiederholen wir immer öfter. Und du wirst merken, wie durch diese Fragen sich diese Verbissenheit löst.

Und je mehr wir loslassen – das scheint so paradox, weil es auch so fest in unserer Gesellschaft verankert ist, diese Überzeugung, wir müssen etwas unbedingt wollen, um es zu erreichen. Und tatsächlich ist es so, dass die Dinge viel eher zu uns kommen, wenn wir nicht an ihnen anhaften, wenn wir sie loslassen.

Das ist dasselbe wie in Beziehungen auch. Je mehr wir meinen, jemanden zu brauchen, desto mehr fühlt sich diese Person abgestoßen. „Needy is creepy“ – das gilt in Beziehungen. Und das gilt aber auch für Situationen, Dinge, die wir erreichen wollen. Tatsächlich: Je weniger wir etwas brauchen, desto mehr scheint es von uns angezogen zu sein. Das heißt, Loslassen ist eine Methode, die uns ermöglicht, genau das zu erreichen, zu bekommen, was wir uns wünschen. So paradox es auch scheinen mag.

Also gerade eben auch für diese Sachen, wo wir sehr verkrampft sind, ist es vermutlich… wirst du jetzt nicht, weil du dir ein paar Mal diese Frage stellst, dorthin kommen. Es ist auch super hilfreich, das eben mit jemandem zusammen zu machen, der den Raum hält für das Loslassen, der sich mit der Methode auskennt.

Und ich wünsche mir, dass du vielleicht es mal ausprobierst, zumindest dich für die Möglichkeit öffnest, dass tatsächlich, je weniger du etwas willst, dass es mehr die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu dir kommt. Stell dir vielleicht einfach mal was vor: Wo bist du sehr verbissen? Und was, wenn es möglich wäre, dass, je mehr du diese Verbissenheit loslässt, dass es möglich ist, dass es zu dir kommt? Vielleicht reicht es auch schon, einfach mal mit dieser Frage zu sein.

Die Identität hinter dem Erfolg

Vorhin hatte ich ja auch gesagt, dass, wenn wir verbunden sind mit dem Ergebnis und den Emotionen, die das Ergebnis in uns auslöst, was wir uns davon versprechen, dass wir dann motiviert sind, die Handlungen auszuführen, die dazu führen, dass wir eben genau dieses Ergebnis haben.

Und das Spannende ist ja auch: Jemand, der schon x Millionen Umsatz macht mit seinem Business oder die Traumbeziehung hat, die er sich wünscht, der will ja gar nicht mehr oder ist nicht so fokussiert die ganze Zeit auf diese Traumbeziehung, ist nicht verbissen, oder auf diesen Umsatz – der hat ja meistens schon das nächste Ziel.

Das heißt, wenn du schon die Identität verkörperst, die bereits das Ziel erreicht hat, bist du ja überhaupt nicht mehr so verbissen. Du willst es gar nicht mehr so. Und das führt eben genau dazu, dass wir das erreichen können, was wir uns wünschen.

Warum Willenskraft dich in ungesunden Situationen halten kann

Ein zweiter Punkt, warum du nicht mehr Willenskraft willst, ist, dass uns Willenskraft tatsächlich in ungesunden Situationen und Beziehungen halten kann. Je stärker unsere Willenskraft ist, desto mehr haben wir auch die Möglichkeit, eben in toxischen Situationen und Beziehungen zu verweilen.

Als Beispiel: Ich hatte gestern ein Coaching mit einem Klienten, der sich mehr Willenskraft gewünscht hätte, weil er unter anderem zum Beispiel einen Monatsabschluss von seinem Unternehmen immer wieder prokrastiniert, ja, bis in die letzte Sekunde aufschiebt. Und oberflächlich betrachtet dachte er, dass es halt vor allem daran liegt, dass die Arbeit des Monatsabschlusses langweilig ist, anstrengend, eben einfach trocken mit den ganzen Zahlen.

Aber wir haben ein bisschen tiefer gegraben, und dabei kam raus, dass er sich zutiefst selbst verurteilt, wenn die Zahlen nicht so sind, wie er sich das wünscht, bei diesem Monatsabschluss. Ich habe ihn durch einen Prozess geführt, wo er erkennen konnte, wie tatsächlich schon missbräuchlich – auf emotional-mentaler Ebene, abwertend, zutiefst abwertend – er mit sich selbst spricht, wenn die Zahlen nicht so sind, wie sie sein sollten oder wie er sich das gewünscht hätte.

Das heißt, die Prokrastination war tatsächlich eine gesunde Reaktion auf diese, in diesem Fall missbräuchliche Beziehung mit sich selbst. In solchen Situationen mit Willenskraft, was er ja dann auch öfter angewandt hat, auch wenn es immer auf letzte Sekunde war, hat er nur sich quasi durchgepeitscht durch diese missbräuchliche Situation, Beziehung mit sich selbst, während er an diesen Monatsabschlüssen gearbeitet hat.

Aber dadurch, dass eben wir uns die Prokrastination angeguckt haben und nicht sie verurteilt haben, sondern geguckt haben, was steckt denn dahinter, was will sie denn für ihn?, konnten wir das aufdecken. Und ich habe ihn auch weiterhin durch so einen Prozess geführt, wo er eben noch besser sich verbinden konnte mit dem Teil in ihm, der ihn davor schützen will, vor dieser Selbstverurteilung, der ihn verteidigen kann.

Aber hätten wir jetzt nur zum Beispiel an seiner Willenskraft gearbeitet, dann hätten wir das nicht aufgedeckt. Und er wäre einfach weiter in dieser wirklich missbräuchlichen Beziehung mit sich selbst geblieben. Hätte sie quasi besser ertragen.

Willenskraft kann dazu genutzt werden, dass wir uns selbst verletzen, ungesund mit uns umgehen, Dinge aushalten, die nicht gut für uns sind, die uns nicht wachsen lassen.

Es ist also immer wirklich wichtig, dass wir gucken, in den Situationen, wo wir uns vermeintlich mehr Willenskraft wünschen, was wirklich dahinter steckt, warum wir etwas nicht tun oder vermeiden können. Denn ganz häufig ist da eine wichtige Botschaft, die für uns ist, nicht gegen uns.

Die Alternativen, die Willenskraft überflüssig machen

Und last but not least, auch wenn Willenskraft zumindest teilweise etwas ist, was trainierbar ist – wir können etwas mehr Willenskraft aufbauen, das ist möglich – ist Willenskraft immer endlich, eine begrenzte Ressource. Wohingegen Mindmanagement und Self-Leadership, was ich mit meinen Klient:innen mache, Meta-Tools, Fähigkeiten sind, die nicht nur Willenskraft überflüssig machen, sondern es uns auch ermöglichen, mit Freude und Leichtigkeit das zu tun, was wir tun wollen.

Also unter Mindmanagement verstehe ich, dass wir erkennen, Bewusstsein ausbilden für das, was in unserem Verstand vorgeht, und lernen, mit unserem Verstand so umzugehen, dass wir nicht länger ihm quasi dienen, dass er uns nicht beherrscht, sondern umgekehrt, dass wir unseren Verstand beherrschen und nutzen lernen, sodass er unseren höheren Zielen dient.

Das verstehe ich unter Mindmanagement, und unter Self-Leadership verstehe ich, dass wir uns eben genau dienen, angucken, was wollen wir wirklich, wer sind wir wirklich, was ist wirklich, was sind unsere Werte, unsere höheren Ziele. Das eigentlich steht nochmal vor dem Mindmanagement, um dann eben Mindmanagement anzuwenden – auf gesunde Art und Weise und nicht, um uns zu manipulieren, um zum Beispiel eben ungesunde Situationen oder Beziehungen auszuhalten.

High Performance ist für mich, wenn wir im Einklang mit uns, mit unserem höheren Selbst, mit unseren höheren Zielen, mit unseren höchsten Werten sind, alle wichtigsten Blockaden, Hindernisse, die uns davon abhalten, im Einklang damit zu sein, abzubauen und dann ins Tun kommen. Und wenn wir so handeln, dann handeln wir – und das ist meine feste Überzeugung – auch immer so, dass es allen dient. Selbst wenn es manchmal nicht so aussieht oder manche Menschen das dann auch gar nicht so denken.

Öfter mal stoßen wir dann auch auf Widerstand, wenn wir im Einklang mit unserem höchsten Selbst agieren. Und dennoch, auf tiefster Ebene bin ich der festen Überzeugung, dass wir dann im Einklang auch handeln mit dem großen Ganzen und zum Besten aller Menschen.

Und Willenskraft brauchen wir dafür nicht.

Fazit: Vom Wollen zum Sein

Ich sage auch gar nicht, dass Willenskraft irgendwas Schlechtes ist, ganz und gar nicht. Aber Willenskraft ist vollkommen überbewertet, meiner Meinung nach. Und warum, das habe ich eben jetzt gerade ausgeführt: Weil sie uns verbindet oder ein Zeichen ist, dass wir im Mangel sind. In solchen Situationen, wo wir glauben, wir brauchen mehr Willenskraft, wir müssten es mehr wollen, dann sind wir verbunden mit Mangel.

Und Mangel als Treibstoff führt niemals zu etwas Gutem, zu Fülle. Dann kann Willenskraft eben missbraucht werden, dass wir sie gegen uns einsetzen können. Und sie ist eben eine endliche Ressource, wohingegen andere Fähigkeiten und Tools sie überflüssig machen.