Wie du blockierende Glaubenssätze auflöst
Egal, ob du ein Business aufbauen oder eine erfüllende Beziehung leben willst – erfolgsentscheidend ist dein Mindset. Das, was du über dich, das Leben, das andere Geschlecht, Arbeit, Geld und all die anderen Dinge im Leben glaubst. Denn das, was du auf tiefster Ebene glaubst – deine Glaubenssätze -, wirst du im Außen anziehen und erschaffen. Allerdings sind uns unsere Glaubenssätze meist weder bewusst noch dienlich.
In diesem Artikel lernst du, was Glaubenssätze genau sind, wie sie entstehen und natürlich auch wie du sie auflöst, um ein in deinem Sinne erfolgreiches Leben zu führen.
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Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind Meinungen, Überzeugungen und Schlussfolgerungen, die wir im Laufe unseres Lebens über alles mögliche getroffen haben und von denen wir auf tiefster Ebene überzeugt sind, das sie wahr sind – selbst wenn wir intellektuell wissen, dass sie nicht oder nicht ganz stimmen.
Grundsätzlich sind Glaubenssätze weder gut noch schlecht. Da sie jedoch die Tendenz haben, sich zu manifestieren und im Außen zu bestätigen, können wir von funktionalen und dysfunktionalen Glaubenssätzen sprechen.
Funktional sind Glaubenssätze dann, wenn sie unsere bewussten Ziele unterstützen. Dysfunktional oder blockierend sind Glaubenssätze, wenn sie uns bei der Erreichung unserer Ziele behindern.
Wie Glaubenssätze entstehen und wie sie wirken, lässt sich am Leichtesten anhand des Eisberg-Modells erklären.
Das Eisbergmodell
Vielleicht kennst du das berühmte Eisbergmodell von Sigmund Freud. Er hat als erster darauf hingewiesen, dass unser Unterbewusstsein weit größeren Einfluss auf unser Handeln hat, als unser Bewusstsein.
Anders ausgedrückt: Wie bei einem Eisberg befindet sich gerade mal 1/7 sichtbar über der Wasseroberfläche. Der weitaus größere Teil, also 6/7, ist unsichtbar unter der Wasseroberfläche verborgen.
Sigmund Freud veranschaulicht auf diese Weise das „Bewusste“ (1/7) und das „Unterbewusste“ (6/7). Ich selbst verwende für meine Coaching-Klienten ein Eisberg-Modell, welches aus der Contextuellen Philosophie stammt.
Hier wird die obere sichtbare Ebene als Inhaltsebene bezeichnet. Sie stellt die Ebene aller Ereignisse und Ergebnisse in deinem Leben dar, die sicht- und/oder messbar sind. Zum Beispiel wie viel Geld du verdienst, ob du in einer Beziehung bist, ob du oft allein bist oder viel mit Freunden unternimmst, ob du häufig lachst oder häufig Angst hast.
Der untere Bereich wird Contextebene genannt und bildet die Ebene aller Gedanken, Meinungen, Überzeugungen, Schlussfolgerungen, Bewertungen und Interpretationen, die du dir gebildet hast – über dich, über das Leben, andere Menschen, Geld, Arbeit, Beziehung, etc.
Da alle diese Meinungen und Überzeugungen nicht DIE Wahrheit sind, sondern eben Interpretationen, Schlussfolgerungen und Bewertungen dessen, was ist bzw. war (Inhaltsebene), sprechen wir auch von Glaubens-sätzen.
In der Regel sind Glaubenssätze einfach formuliert und beanspruchen Absolutheit. Zum Beispiel „Ich darf nie dies und jenes tun…“ oder „Ich muss immer dies und jenes machen!“
Auch Sprichwörter können sogenannte Glaubenssätze sein, etwa: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“
An sich gesehen sind solche Glaubensätze weder gut noch schlecht. Die Frage ist, was dein Ziel ist. Ein Glaubenssatz wie „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ kann positiv für dich sein, zum Beispiel wenn du früh aufstehst und dadurch am Tag mehr erreichst.
Bist du von deinem Biorhythmus her jedoch eine Eule, wirst du mit diesem Glaubenssatz den ganzen Tag gegen deine eigene Natur ankämpfen, schlechte Gefühle haben und ggf. viel weniger erreichen.
Wie wirken Glaubenssätze?
Um zu verstehen, wie Glaubenssätze wirken und warum sie so großen Einfluss auf unser Erleben haben, lass uns ein Beispiel heranziehen. Stell dir eine Frau vor, die den Glaubenssatz hat: „Männer sind untreu“.
Nehmen wir weiter an, die Frau lebt nicht in einer Beziehung (was mit diesem Glaubenssatz auch wahrscheinlich ist). Ihr Ziel ist es jedoch, in einer erfüllenden Partnerschaft zu sein.
Das erste Problem bei der Zielerreichung ist nun, dass die Überzeugungen wie ein Filter wirken, durch den wir die Welt sehen. Bewusst nehmen wir nicht einfach wahr, was ist, sondern in erster Linie das, was uns in unseren Glaubenssätzen bestätigt.
Die Frau wird daher letztendlich immer vor allem jene Männer wahrnehmen, die auf die eine oder andere Art tatsächlich untreu sind.
Männer hingegen, die ihrem Glaubenssatz nicht entsprechen werden aus der Wahrnehmung der Frau als potentielle Partner schnell wieder herausgefiltert, zum Beispiel, weil sie keine „echten“ Männer sind. Im Bewusstsein der Frau sind „echte“ Männer schließlich untreu! Ja, so gewieft ist unser Verstand.
Glaubenssätze – eine Sache des Überlebens
Dieser Vorgang gilt nicht nur für unsere Beispiel-Frau. Wir alle haben solch‘ einen kritischen Faktor in uns, der ständig prüft, ob neue Erfahrungen und Eindrücke zu unseren Glaubenssätzen passen. Passen sie nicht, werden sie zurückgewiesen.
Das hat folgenden Grund: Die Funktion unseres Verstandes ist nicht Glücklichsein sondern schlicht Überleben. Und bis vor nicht allzu langer Zeit war unser Überleben meist davon abhängig, dass wir uns relativ schnell eine Meinung bilden und darüber Recht behalten.
Das lässt sich am Einfachsten am Beispiel des berühmt-berüchtigten Säbelzahntigers verdeutlichen. Für dich als Urmensch wäre es höchstwahrscheinlich nicht gut ausgegangen, wenn du dich vor die Großkatze gestellt und gesagt hättest: „Ich überprüfe jetzt erst einmal, ob meine Meinung über dich, dass du gefährlich bist, stimmt“…
Menschen, die ihre Glaubenssätze, Meinungen und Überzeugungen hinterfragt haben, überlebten schlicht seltener. So ist unser Verlangen danach Recht zu behalten – ebenso wie die Vorliebe für süße und fettreiche Nahrung – ein heute nicht mehr ganz so förderliches genetisches Überbleibsel unserer Urahnen.
Der Teufelskreis selbsterfüllender Prophezeiungen
Zurück zu unserer Frau: Durch den kritischen Faktor, also den Filter ihrer Überzeugung, dass alle Männer untreu sind, ist es unwahrscheinlich, dass in ihrem Bewusstseinsfeld überhaupt ein Mann als möglicher Partner auftaucht, der nicht ihrer Überzeugung entspricht. Das ist Problem 1 mit unseren blockierenden Glaubenssätzen.
Problem 2 taucht auf, wenn es doch mal ein treuer Mann schafft, durch diesen Filter zu rutschen. Was kann daraus resultieren? Gesetz dem Fall, sie geht mit diesem Mann eine Beziehung ein, so lebt sie dennoch weiterhin in ihrer Überzeugung, dass Männer untreu sind.
Und mit diesem Glaubenssatz kann sie dem Mann schlicht nicht vertrauen. Nach der ersten Verliebtheitsphase wird sie weiterhin überall Untreue wittern: Hinter dem Zuspätkommen, einem – vermeintlichen oder tatsächlichen – Blick auf eine andere Frau, den Kolleginnen des Mannes etc. Offen oder versteckt wird sie ihn ständig hinterfragen, vielleicht sogar seine Sachen durchsuchen, sein Handy checken oder ihm anders hinterher spionieren.
Dieses mangelnde Vertrauen wird selbst bei weniger offensivem Vorgehen früher oder später bei dem Mann spürbar. Im schlimmsten Fall sagt er sich: „Sie vertraut mir einfach nicht – egal, was ich mache. Eigentlich kann ich da gleich wirklich fremd gehen …“ Oder aber er hält das mangelnde Vertrauen der Frau in ihn nicht mehr aus und trennt sich.
Egal, welche Variante er wählt, letztlich bestätigt er die Frau in ihrem Glaubenssatz bzw. die Frau bestätigt sich durch ihr Verhalten selbst darin. Das ist das Kreuz der selbsterfüllenden Prophezeiungen: Letztlich sorgen wir immer selbst dafür, dass unsere Glaubenssätze Wirklichkeit werden.
Wie Glaubenssätze entstehen: Wiederholung und Emotion
Damit ist auch schon eine Möglichkeit, wie ein Glaubenssatz entsteht und verfestigt, erklärt: wiederholte Erfahrung.
„Erfahrungen“ können aber auch tradiert sein, zum Beispiel in Form von Sprichwörtern, die uns durch wichtige Personen wie unsere Eltern oder Großeltern immer wieder gesagt wurden. Je öfter wir das Sprichwort/den Glaubenssatz hörten, desto mehr gelangten wir zu der Überzeugung, dass dies die Wahrheit sein muss.
Ob eigene Erfahrung oder übernommener Glaubenssatz – ebenso wie die Frau in unserem Beispiel sorgen wir selbst dafür, dass eine bloße Meinung durch wiederholte Erfahrung immer mehr zum festen Glaubenssatz wird.
Manchmal reicht aber schon eine einzige Erfahrung, um zu einer tiefsitzenden Überzeugung zu werden. Das ist dann der Fall, wenn eine Erfahrung mit einer sehr starken Emotion verbunden war.
Der Glaubenssatz unsere Beispielfrau könnte etwa dadurch entstanden sein, dass sie die Erfahrung gemacht hat, dass ihr Vater fremd gegangen ist. Die darauffolgende Trennung sowie ein dazugehöriger Rosenkrieg könnten für sie mit so viel Schmerz verbunden gewesen sein, dass diese Erfahrung direkt zu einem tief und fest verankerten Glaubenssatz wurde.
Glaubenssätze haben immer einen Gewinn und einen Preis
Doch Glaubenssätze sind – wie schon erwähnt – nicht generell gut oder schlecht, sie haben lediglich immer einen Gewinn und gleichzeitig einen Preis.
Im Falle unserer Frau sind mögliche Preise, dass sie keine Beziehung und deswegen negative Gefühle hat. Sie fühlt sich womöglich nicht liebenswert, erfährt keine Nähe – ihr Selbstbewusstsein könnte leiden … Ist sie sehr stark mit dem Preis verbunden und behindert dieser sie bei der Erreichung ihres Ziels, können wir von einem blockierenden Glaubenssatz sprechen.
Weniger präsent ist meist der Gewinn unserer Glaubenssätze – das gilt vor allem für die blockierenden. So könnten mögliche Gewinne unserer Beispielfrau sein, dass sie ohne Beziehung viel Freiheit genießt. Sie muss keine Kompromisse eingehen, sie hat ausreichend Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Gleichzeitig schützt das Single-Dasein sie auch vor Verletzung …
Unsere Komfortzone
Was genau die jeweiligen Gewinne und Preise sind, ist ganz individuell, auch wenn wir natürlich berechtigte Vermutungen anstellen können.
Doch gibt es auch Gewinne und Preise, die vollkommen unabhängig von den Ergebnissen und Überzeugungen sind.
So ist ein Gewinn unserer Überzeugung immer, dass wir eine gewisse Form von Sicherheit haben. Mit dem entsprechenden Glaubenssatz haben wir bisher überlebt. Wir fühlen uns sicher und sind damit in unserer Komfortzone – selbst wenn dieses „Komfort“-zone schon an der ein oder anderen Stelle zwickt und zwackt.
Doch die Überzeugung ist uns bekannt. Wir kennen die Ergebnisse, die wir durch diesen Glaubenssatz erzielen und können damit umgehen – schließlich haben wir diese Erfahrungen schon öfter gemacht. Was mit einem neuen Glaubenssatz passiert, wissen wir dagegen nicht. Und solange der Preis noch nicht hoch genug ist, scheuen wir das Risiko der Ungewissheit und damit die Veränderung.
Ein weiterer Gewinn ist, dass wir mit unserer Überzeugung nie in der Verantwortung sind. Im Fall unserer Beispiel-Frau sind es ja die Männer, die – zumindest im Bewusstsein der Frau – aufgrund ihrer Untreue verantwortlich sind für ihre Ergebnisse. Sie kann also sagen: „Es liegt nicht in meiner Verantwortung, dass ich keine Beziehung habe, die Männer sind einfach schlecht“…
Zwei Preise, die – unabhängig vom jeweiligen Glaubenssatz – fast immer zu finden sind, sind die Faktoren Zeit und Energie. Sobald ein Glaubenssatz blockierend ist, findet so gut wie immer ein innerer Kampf statt. Und dieser innere Kampf kostet uns sowohl Zeit – weil wir uns nicht einfach auf unser Ziel zubewegen – als auch eine gehörige Portion Energie.
Wäre es da nicht schön, wenn unsere Glaubenssätze im Einklang ständen mit unseren bewussten Zielen? Dazu müssen wir uns unserer Glaubenssätze jedoch erst einmal bewusst sein.
Wie finde ich meine Glaubenssätze heraus?
Und tatsächlich ist das gar nicht so schwierig, unsere Glaubenssätze herauszufinden. Denn wie wir jetzt wissen, sind die Ergebnisse und Ereignisse in unserem Leben immer auf unsere Überzeugung zurückzuführen.
Im Umkehrschluss können wir also an unseren Ergebnissen ablesen, welche Glaubenssätze wir haben. Wenn du beispielsweise keine Beziehung hast, kannst du dich fragen, was deine Überzeugungen zum Thema Beziehung, Liebe und das andere Geschlecht sind.
Bist oder willst du in Beziehung mit einem Mann, kannst du dir auch überlegen, wie du über deinen Vater denkst. Wenn du in Beziehung mit einer Frau bist oder willst, frage dich, was deine Glaubenssätze über deine Mutter sind. Da unser Vater und unsere Mutter unser Frauen- bzw. Männerbild stark geprägt haben, wirken diese Glaubenssätze besonders tief in eine Partnerschaft hinein.
Wenn du wenig Geld verdienst, kannst du dich fragen, was deine Glaubenssätze zum Thema Geld, Macht und Reichtum sind. Auch deine Überzeugungen über dich selbst spielen natürlich immer eine wichtige – wenn nicht sogar die wichtigste – Rolle bei deinen Ergebnissen.
Der erste Schritt, um deine blockierenden Glaubenssätze herauszufinden, ist also zu schauen: Welche Ergebnisse und Ereignisse in meinem Leben habe ich, die ich nicht haben möchte? Und/oder: Welche Ergebnisse und Ereignisse habe ich nicht, die ich gerne hätte? Im nächsten Schritt fragst du dich dann: Welche Überzeugungen könnten für diese Ergebnisse und Ereignisse verantwortlich sein?
Übungen, um deinen Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen
Da wir intellektuell gerne relativieren, ist es gerade in der Einzelarbeit mit dir selbst empfehlenswert, mit der Technik des Automatischen Schreibens (Écriture automatique) bzw. der spontanen Satzergänzungsübungen zu arbeiten.
Intellektuell wissen wir nämlich, dass es keine allgemeingültige Wahrheit gibt und relativieren unsere Glaubenssätze im Bewusstsein daher schnell. Dies macht unsere Glaubenssätze unterbewusst allerdings nicht weniger wirkungsvoll. Im Gegenteil: So halten wir sie lediglich vor uns selbst verborgen.
Um deinen Intellekt zu umgehen, kannst du spontan Sätze ergänzen wie:
- Geld ist …
- Liebe ist …
- Ich bin …
- Ich darf
nicht … - Ich muss
immer … - Das Leben ist
… - Die Menschen
sind … - Man sollte
grundsätzlich … - Man muss …
- Man darf
nicht …
Schreibe schnell und finde jeweils 20 Endungen pro Satzanfang. Wenn dir nichts mehr einfällt, schreibe den Satzanfang erneut und ergänze ihn dann. Fahre auf die gleiche Weise mit den anderen Sätzen fort.
Bei 20 Endungen kann es natürlich sein, dass manche Ergänzungen keine tiefen Glaubenssätze von dir sind. Die kannst du später aussortieren. Erstelle trotzdem 20 Ergänzungen, denn oft kommt erst auf den letzten Metern noch mal ein echter „blockierender Brocken“ aus der Tiefe nach oben.
Coaching
Generell ist es bei der Arbeit mit Glaubenssätzen empfehlenswert, sich professionelle Hilfe zum Beispiel in Form von Coaching zu suchen. Denn unser Ego ist gewieft und möchte verzweifelt an der Komfortzone festhalten. Für unseren Verstand geht schließlich ums Überleben!
Besonders unsere tiefen Glaubenssätze sind für uns so sehr „die Wahrheit“, dass es meist jemand von außen braucht, der diese Überzeugungen nicht hat, um uns selbst auf die Spur zu kommen und die Glaubenssätze aufzulösen.
Blockierende Glaubenssätze auflösen
Um blockierende Glaubenssätze aufzulösen, ist es wichtig, sich über den – vermeintlichen oder tatsächlichen – Gewinn im Klaren zu sein. Machen wir uns unsere Gewinne nicht bewusst, kann es passieren, dass unser Verstand die Auflösung sabotiert.
Oft sind die Gewinne in unserem System auch nur vermeintliche Gewinne. Vergegenwärtigen wir uns dies, fällt es uns deutlich leichter, neue, förderliche Überzeugungen zu entwickeln. Auch kann es sein, dass wir die Gewinne gar nicht verlieren müssen, wenn wir einen neuen Glaubenssatz entwickeln, der den Gewinn „mitnimmt“.
Schauen wir uns das erneut anhand unserer Beispielfrau an. Nehmen wir an, einer ihrer für sie besonders bedeutsamen Gewinne ist, dass sie ohne Beziehung viel Zeit für sich selbst hat. Sie könnte sich nun überlegen: Welche Überzeugung müsste ich entwickeln, um auch in einer Partnerschaft genügend Zeit für mich zu haben?
Wenn sie entdeckt, dass sie grundsätzlich der Meinung ist, dass sie sich in Partnerschaften „aufgeben“ würde, könnte ein möglicher neuer und förderlicher Glaubenssatz lauten: „Ich kann in Partnerschaften mit mir selbst verbunden bleiben.“
Welche neuen Überzeugungen förderlich sind, ist sehr individuell. Wichtig ist dabei auch unsere emotionale Reaktion: Fühlt sich der neue Glaubenssatz gut an? Nehme ich ihn mir ab und ermächtigt er mich, in einer kritischen Situation?
Einfache Umkehrungen der alten Glaubenssätze rufen häufig lediglich inneren Widerstand hervor. Auch deswegen ist es ratsam, zumindest zu Beginn mit jemanden zu arbeiten, der sich im Bereich Glaubenssätze auskennt.
Preise und Gewinne unserer Glaubenssätze erarbeiten
Sich die Preise einer Überzeugung bewusst zu machen, ist ebenfalls wichtig. Vergiss nicht: Unser System will überleben und je tiefer wir gehen, umso gefährlicher fühlt es sich für unser System an, diese Überzeugung loszulassen.
Wenn wir uns die Preise bewusst machen, kommen wir verstärkt mit den Kosten in Kontakt – und werden motivierter, die entsprechenden Veränderungen einzugehen.
Um die Preise zu erarbeiten, stelle dir folgende Frage: „Was kostet es mich?“ Diese Frage bezieht sich sowohl auf die Ergebnisse als auch auf die Überzeugung selbst. Was alles kostet es mich, das zu glauben? Weitere Fragen sind:
- Was fehlt mir dadurch?
- Welche Preise zahle ich für meine Überzeugung und meine entsprechenden
Ergebnisse? - Worauf verzichte ich?
- Was bekomme ich so nicht?
- Welche Erfahrungen sind mir nicht möglich?
Die Gewinne zu erarbeiten, ist ohne Übung oder professionelle Begleitung häufig schwerer. Fragen, die dir dabei helfen können, sind zum Beispiel:
- Was stellst du dadurch sicher, dass du so denkst?
- Wozu ist es gut, so zu denken?
- Was befürchtest du (bzw. dein System), was passieren könnte, wenn
du diese Überzeugung aufgibst? - Wovor schützt sie dich?
- Welche Fähigkeiten/Qualitäten hast du durch diese Denkweise
ausgebildet? - Was ist nicht mehr möglich, wenn du den Glaubenssatz loslässt?
Hier ist es wichtig, dass du nicht deinen Intellekt antworten lässt, sondern in dich hineinspürst. Was kommt hoch, wenn du beispielsweise der Überzeugung wärst: „Männer sind untreu“ und du dir vorstellst, dass du diese Meinung aufgibst? Welche Ängste oder Befürchtungen kommen hoch, selbst wenn du sie auf intellektueller Ebene als „Quatsch“ abtust? Schreibe bitte alles auf, ohne dich selbst dafür zu bewerten.
Ist das wahr? The Work von Byron Katie
Im zweiten Schritt hinterfragst du den Wahrheitsgehalt deiner Überzeugung – und zwar nicht auf intellektueller Ebene sondern meditativ. Hierfür eignet sich „The Work“ von Byron Katie wunderbar.
Im Internet gibt es hierzu jede Menge Anleitungen, allerdings ist es auch hier ratsam, zunächst mit jemandem zu arbeiten, der sich mit The Work auskennt. Ansonsten gerätst du leicht in Versuchung, die Fragen ausschließlich mit dem Verstand zu beantworten und darum geht es bei dieser Arbeit nicht. Hast du dich bei dem Prozess 2,3 Mal begleiten lassen, kannst du die Methode auch gut selbst anwenden.
Hier die einzelnen Schritte. Notiere dir deinen blockierenden Glaubenssatz und stelle dir dann folgende Fragen:
- Ist das wahr? (Z. B. dass Männer untreu sind)?
Lass dein Herz sprechen, nicht deinen Verstand. Wenn deine Antwort „Nein“ ist, dann mache mit Frage 3 weiter. Ansonsten stelle dir folgende Frage:
- Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
Prüfe erneut mit Sorgfalt von deinem Herzen her den Wahrheitsgehalt des Glaubenssatzes. Egal, welche Antwort dein Herz dir gibt, gehe im Anschluss über zu Frage 3:
- Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube?
Was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst? Wie verhältst du dich? Welche Gefühle erzeugt dieser Gedanke? Hier kommen häufig noch einmal einige zusätzliche Preise unserer Überzeugung hoch.
Wenn du das Gefühl hast, alles gesagt zu haben, gehe zur vierten Frage über:
- Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?
Wie sähe deine Situation aus, wenn du diesen Gedanken nicht glauben würdest? Wie würdest du dich verhalten? Was würdest du fühlen? Diese Frage motiviert dich, deine Überzeugung aufzugeben, wenn du dich selbst hineinversetzen kannst in die Person, die du bist, und zwar ohne diese Überzeugung.
Oft kommen dann Aussagen wie: „freier“, „leichter“, „selbstbewusster“, etc. Das stärkt deine Motivation zusätzlich, um den blockierenden Gedanken aufzugeben und gleichzeitig wird dir bewusst, dass du diesen Gedanken nicht denken musst – und der Absolutheitsanspruch des Glaubenssatzes löst sich auf.
Umkehr und Gegenteil
Nun kommen wir zum Kern der Arbeit mit The Work: Der Untersuchung, ob nicht auch das Gegenteil unseres Glaubenssatzes wahr sein könnte. In den meisten Fällen gibt es mehrere Möglichkeiten der Umkehrung. Unsere Frau kann beispielsweise nun die Umkehrungen untersuchen:
- „Männer sind treu“ und
- „Ich bin untreu“
Was könnte an diesen Aussagen wahr sein? Auch hier geht es darum, das Herz sprechen zu lassen. Welche Beispiele, vielleicht auch im übertragenen Sinne, finde ich, die diese Aussagen bestätigen?
Diese Arbeit ist häufig konfrontierend und erfordert die Bereitschaft, sein Herz zu öffnen und genau hinzusehen. Gleichzeitig ist es wichtig, sich nicht selbst zu verurteilen – insbesondere, wenn wir Bestätigungen und Beispiele für die auf uns selbst bezogenen Umkehrungen finden.
Auch deshalb ist es ratsam, zu Beginn mit jemanden zu arbeiten, der uns bei diesem Prozess begleitet.
Kurz zusammengefasst – die Schritte von The Work:
- Ist das wahr?
- Kann ich mit
absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? - Wie reagiere
ich, wenn ich diesen Gedanken glaube? Schwächt mich diese Geschichte, die ich
mir erzähle, oder hilft sie mir? - Wer wäre ich
ohne diesen Gedanken? Wie wäre mein Leben dann? - Untersuche
die Umkehrung(en)
Einen Engelskreis bilden
Hast du tief gearbeitet, ist der Glaubenssatz nach dieser Arbeit aufgelöst. Häufig stellt sich ein wunderbares Gefühl des Friedens und der (emotionalen) Freiheit ein. Eine meiner Klientinnen beschrieb dieses Gefühl einmal wie eine weiße Leinwand, wo vorher düsteres Gekritzel war.
Diese weiße Leinwand unseres Denkens ist wunderbar. Allerdings kann es hilfreich sein, diese nun mit einem bewusst gewählten, förderlichen Glaubenssatz „zu bemalen“. Sonst besteht die Gefahr, dass sich ein neuer, unbewusster Glaubenssatz darauf breit macht. Das ist nun mal die Funktion unseres Verstandes.
Wir wollen unseren Filter neu einstellen und bewusst für eine Weile Beweise sammeln, um via Weiderholung diesen Glaubenssatz zu festigen.
Ich frage meine Klient*innen daher im Anschluss, welche Überzeugung stattdessen funktional wäre. Welcher Glaubenssatz würde ihnen helfen, ihr Ziel zu erreichen?
Unsere Beispielfrau könnte so etwas sagen wie „Männer sind Helden.“ Oder auch „Männer sind vertrauenswürdig.“ Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, dass die neue Überzeugung sich für dich ermächtigend und stimmig anfühlt. Das reine Gegenteil kann oft einfach den alten Glaubenssatz hervorholen – es sei denn, die Arbeit mit The Work hat dort komplett aufgeräumt. Höre hier auf dein Gefühl: Welcher Satz ist für dein System förderlich, glaubhaft und erweiternd? Bei welchem Satz fühlst du Expansion und Freude, dich auf dein Ziel zu zubewegen?
Als nächstes ist es deine Aufgabe, deine Aufmerksamkeit genau auf diese neue Überzeugung zu richten und damit zu arbeiten. Frage dich: „Welche Beweise finde ich für meine neue Überzeugung? Bei der Arbeit, in Filmen, auf der Straße – aber auch in der Vergangenheit?“
Schreibe hierzu täglich drei Beispiele auf, die dich in deiner neuen Überzeugung bestätigen. Gleichzeitig kannst du dich fragen, wie du handeln würdest, wenn der neue Glaubenssatz fest in dir verankert wäre. Was würdest du dann tun, was du jetzt nicht tust? Oder was würdest du lassen, was du jetzt machst?
Dann arbeite dich langsam an die neue Version von dir heran, indem du Schritt für Schritt diese Handlungen ausführst (oder unterlässt) – angefangen beim niedrigsten Schwierigkeitsgrad.
Wenn du dich jetzt fragst: Aber das ist doch dann auch nicht DIE Wahrheit, die ich lebe? Dann liegst du richtig. Aber: Bisher hast du auch nicht DIE Wahrheit gelebt, nur eben mit vielen Überzeugungen, die blockierend sind. Dieses Mal suchst du dir lediglich bewusst den Filter aus, durch den du die Welt erlebst. Es liegt in unserer menschlichen Natur niemals ausschließlich die Realität wahrzunehmen, sondern immer unsere eigene Überzeugung mit einfließen zulassen.
Natürlich ist es erstrebenswert, frei von Glaubenssätzen zu sein und die Dinge wahrzunehmen, so wie sie sind. Meiner Meinung nach stärken wir diese Fähigkeit auch durch diese Arbeit, da wir sehen, wie flexibel unsere „Wahrheiten“/Glaubenssätze sein können. Aber ebenso wie wir nicht aufhören können zu denken, werden wir immer einen Filter kreieren, durch den wir die Welt wahrnehmen. Und für diese Momente der Unbewusstheit schaffen wir einen positiven, förderlichen Kreislauf.
Zu guter Letzt
Zum Schluss möchte ich dir noch ans Herz legen: Je tiefer die alte Überzeugung saß, desto länger wirst du wahrscheinlich brauchen, um die neue Überzeugung zu integrieren. Für eine einfache Meinung, die sich am Bild des Eisbergs relativ nah an der Wasseroberfläche befindet, kann es schon ausreichend sein, dass du diesen Prozess einmal durchläufst und erkennst: „Ja, das stimmt! Das ist ja gar nicht die Wahrheit, wie ich geglaubt habe … “
Liegt die Überzeugung jedoch tiefer, kann es länger dauern. Gib dir Zeit – auch wenn wir Menschen dazu neigen, ungeduldig zu sein und am liebsten alles schnell umsetzen möchten.
Was gerade bei tiefen, blockierenden Glaubenssätzen unterstützen kann, ist Hypnose. Durch Hypnose kannst du den kritischen Faktor umgehen und schneller neue Überzeugungen bilden, die dieser sonst zurückgewiesen hätte. Für die besonders tiefen Themen mache ich mit meinen Klient*innen im Coaching-Prozess daher immer mindestens eine individuell auf sie und ihre Glaubenssätze sowie Ziele abgestimmte Hypnose.
Ansonsten bleibt mir noch zu sagen: Neue, förderliche Glaubenssätze zu bilden, ist wie Krafttraining. Am Anfang verläuft es noch zäh und du musst dich vielleicht überwinden, Beweise zu sammeln und danach zu handeln. Doch je öfter du deine neue Überzeugung anwendest, desto leichter wird es. Und irgendwann ist es ein Automatismus und du ziehst wie von selbst die Dinge an, die du dir wünschst.