Als kreative:r Unternehmer:in kennst du das sicher: Dein Kopf ist voller brillanter Ideen, aber die Umsetzung fühlt sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen. Warum sabotieren wir uns selbst, obwohl wir es eigentlich besser wissen?

Willkommen zu Teil 2 meiner Reihe „Schluss mit Prokrastination“. Im ersten Teil haben wir uns damit beschäftigt, wie Prokrastination als Verlangen im Gehirn erlernt und gefestigt wird. Jetzt tauchen wir tiefer ein und untersuchen, warum es so verdammt schwer ist, dieses Verhalten zu stoppen – selbst wenn wir es wirklich wollen.

In diesem Teil decke die versteckten Mechanismen in unserem Gehirn auf, die uns immer wieder in die Prokrastinationsfalle tappen lassen. Du wirst verstehen, warum Willenskraft allein nicht ausreicht und wie du den Teufelskreis des Aufschiebens durchbrechen kannst.

Bist du bereit, der Prokrastination ade zu sagen und endlich die Kontrolle über deine Produktivität zu übernehmen? Dann lies weiter!

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Willkommen zum zweiten Teil von „Schluss mit der Prokrastination“. Im ersten Teil haben wir uns damit beschäftigt, wie Prokrastination als Verlangen im Gehirn erlernt und gefestigt wird. Im zweiten Teil widmen wir uns der Frage, warum es so schwer ist, dieses Verhalten zu stoppen, selbst wenn wir es wollen. Hierbei geht es um die Mechanismen in unserem Gehirn und warum sie uns oft daran hindern, aufzuhören zu prokrastinieren.

Zunächst ein kleiner Reminder: Das, was uns dabei helfen kann, Prokrastination zu überwinden, ist unser hochentwickeltes menschliches Gehirn. Doch das, was uns zurückhält, ist unser primitives, tierisches Gehirn. Wenn wir lernen, das tierische Gehirn zu überwinden und die Macht unseres menschlichen Gehirns zu nutzen, können wir effektiver gegen die Prokrastination vorgehen.

Um das zu tun, müssen wir uns bewusster werden. Es geht darum zu erkennen, welche Teile unseres Gehirns gerade aktiv sind und uns zu fragen: Welche Impulse kommen von welchem Bereich? Nur so können wir unseren Denkprozess gezielt steuern.

Warum fällt es uns so schwer, mit dem Prokrastinieren aufzuhören?

Beginnen wir damit, warum viele von uns mit der Prokrastination aufhören wollen und trotzdem immer wieder daran scheitern. Ich teile hier ein wenig meine eigene Erfahrung und was mich dazu brachte, das Problem anzugehen.

Ich bin seit Langem selbstständig, aber bevor ich mein Coaching-Business gründete, arbeitete ich als Freelancerin. Das bedeutete: Ich hatte Auftraggeber, für die ich Aufgaben mit klaren Deadlines erledigen musste. Auch wenn ich gelegentlich unangenehme Aufgaben aufschob, sorgte der externe Druck dafür, dass ich sie letztendlich erledigte.

Mit meinem Coaching-Business änderte sich das drastisch. Plötzlich gab es kaum noch feste Deadlines. Obwohl mich meine Arbeit erfüllte und ich eine starke Mission und Vision hatte, kamen neue Ängste auf. Das Thema Sichtbarkeit machte mich nervös, mein Perfektionismus blockierte mich häufig, und ich fand immer neue Ausreden, bevor ich in die Umsetzung ging.

Trotz meiner Macher-Mentalität spürte ich, dass ich nicht mein volles Potenzial ausschöpfte. Ich fing an, Muster zu bemerken, die mich an meine Vergangenheit mit Bulimie erinnerten. Damals verlor ich die Kontrolle über meine Entscheidungen. Ich machte mir Pläne, hielt mich aber nicht daran oder führte sie nur halbherzig aus. Am Ende arbeitete ich mehr als zuvor, gönnte mir aber weniger Freizeit, weil ich ständig Aufgaben aufschob. Das Ergebnis? Ein immer größer werdender Berg an unvollendeten Aufgaben.

Je mehr ich mir vornahm, mich endlich an meine Pläne zu halten, desto größer wurde der Widerstand. Selbst Aufgaben, die mir früher Freude bereiteten – wie Blogartikel schreiben oder Webinare halten – wurden zu einer Quelle der Angst. Ich begann, mir selbst zu misstrauen. Konnte ich mir überhaupt noch zutrauen, meine Vorhaben umzusetzen?

Diese ständige Selbstzweifel führte dazu, dass ich abends unzufrieden mit mir und meiner Leistung ins Bett ging. Ich sehnte mich danach, wieder die Kontrolle über mein Leben zu haben, statt meinen Stimmungen ausgeliefert zu sein. Ich mochte den Druck nicht. Ich hasste das Gefühl, immer hinterherzuhinken und unter meinen Möglichkeiten zu bleiben. Und vor allem hasste ich es, mich zu fragen, wie viel weiter ich jetzt schon sein könnte, wenn ich nicht ständig prokrastinieren würde.

Ich arbeitete zwar viel, aber nur selten an den wirklich wichtigen Aufgaben. Ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren, was mich nur noch nervöser machte. Mein innerer Dialog drehte sich immer um Sätze wie: „Ich mache das später“ oder „Ich fange morgen an.“ Dieser endlose Kreislauf des Aufschiebens erinnerte mich an meine früheren Essstörungen, bei denen ich mir ebenfalls einredete, dass „morgen“ der richtige Tag sei, um anzufangen. Der Tag, an dem alles besser würde. An dem ich mich an das halten würde, was ich mir vorgenommen hatte.

Doch das Schlimmste war, dass mein Wert der Freiheit – einer der Hauptgründe, warum ich mich selbstständig gemacht hatte – in Gefahr geriet. Statt frei und selbstbestimmt zu sein, fühlte ich mich wie ferngesteuert. Mein Gehirn schien mich zu sabotieren. All die Mechanismen und Muster, die ich über die Jahre gelernt hatte, überlagerten meinen eigentlichen Wunsch, produktiv zu sein.

Das Gefühl, keine Kontrolle über mich selbst zu haben, war überwältigend.

Viele Menschen, die mit Prokrastination zu kämpfen haben, beginnen irgendwann, das Vertrauen in sich selbst zu verlieren. Dieses schwindende Selbstvertrauen nährt wiederum die Angst vor dem Versagen – was schließlich in noch mehr Aufschieben mündet. Ein Teufelskreis entsteht.

Der Teufelskreis der Prokrastination

Ein wichtiger Grund, warum wir immer wieder am Versuch mit der Prokrastination aufzuhören scheitern, liegt darin, dass wir den Unterschied zwischen dem reinen Kampf gegen das Verlangen zu prokrastinieren und der effektiven Umschulung des Gehirns nicht verstehen. Beim Versuch, das Verlangen zu unterdrücken, kämpfen wir gegen unser eigenes primitives Gehirn – und dieser Kampf ist nahezu unmöglich zu gewinnen, wenn wir nicht die richtigen Werkzeuge haben, um unser Verhalten bewusst zu steuern.

Wenn wir uns also innerlich gegen eine Aufgabe sträuben, spüren wir Widerstand. Unser erster Reflex ist oft, uns dazu zwingen zu wollen, die Aufgabe zu erledigen, was wiederum Angst und weiteren Widerstand erzeugt. „Müsste“ oder „sollte“ erzeugt Druck. Und Druck erzeugt immer Gegendruck. Dieser innere Druck, gepaart mit der Angst vor Versagen, führt dazu, dass wir uns letztlich der Versuchung hingeben, die Aufgabe auf später zu verschieben – was momentane Erleichterung verschafft. Doch dieses Nachgeben verstärkt das Problem: Es schafft eine neuronale Verknüpfung, die unser Gehirn darin bestärkt, dass Aufschieben – zumindest kurzfristig – Erleichterung bringt.

Indem wir aufschieben, verstärken wir so das Verlangen nach Prokrastination. Jedes Mal, wenn wir dem Verlangen nachgeben, schaffen wir eine neue Nervenbahn, die das Verlangen weiter festigt. So wird die Prokrastination immer mehr zur erlernten Gewohnheit. Und je mehr wir versuchen, uns selbst zu disziplinieren und gegen das Verlangen anzukämpfen, desto stärker wird der Drang, unangenehme oder langweilige Aufgaben aufzuschieben.

Wenn du zu den Menschen gehörst, die immer wieder versuchen, mit dem Aufschieben aufzuhören, nur um am Ende noch mehr zu prokrastinieren, liegt das oft daran, dass du unbewusst neue neuronale Pfade für das Verlangen geschaffen hast. Es ist kein Zeichen dafür, dass etwas „nicht mit dir stimmt“ oder dass du „einfach faul“ bist. Du hast lediglich unbewusst das Verlangen verstärkt, indem du dem Aufschieben nachgegeben hast.

Das paradoxe Ergebnis ist, dass je mehr du prokrastinierst, desto größer wird das Verlangen danach. Und je mehr du versuchst, dich zu zwingen, eine Aufgabe zu erledigen, desto mehr wächst der Widerstand. Dieser Kreislauf hält die Vorstellung aufrecht, dass es schwierig ist, bestimmte Aufgaben zu erledigen, und dass sie unangenehme Gefühle hervorrufen.

Es ist jedoch nicht die Aufgabe selbst, die dieses Verlangen auslöst – es ist die Prokrastination, die den Wunsch, weiter aufzuschieben, erzeugt. Deshalb scheint sie so mächtig. Doch in Wahrheit ist sie es nur, weil wir sie als Option in unser Gehirn implantiert haben.

Prokrastination als erlernte Option

Sobald du Prokrastination als Option in deinem Gehirn verankerst, erzeugt sie eine neuronale Reaktion, die deinem Gehirn vermittelt, dass Aufschieben Erleichterung bringt. Es ist wie beim Rauchen: Niemand genießt die erste Zigarette, aber das Nikotin setzt das Verlangen nach sich selbst frei. Ohne je eine Zigarette geraucht zu haben, gäbe es auch kein Verlangen danach. Ähnlich verhält es sich mit Prokrastination – sie ist zwar kein externer Stoff, sondern eine Gewohnheit, die jedoch ebenso wie Nikotin das Verlangen nach sich selbst erzeugt – und die du dir abtrainieren kannst.

Je weniger du die Prokrastination als Option zulässt, desto weniger wirst du das Bedürfnis haben, zu prokrastinieren.

Anatomie des Aufschiebens: Wie Prokrastination sich manifestiert

Wenn du häufig aufschiebst, bist du ständig unter Strom. Du klagst oft zurecht über das Gefühl, viel um die Ohren zu haben. Doch dieses Gefühl der Geschäftigkeit ist trügerisch. Tatsächlich zeigt sich Prokrastination in sehr spezifischen Verhaltensmustern:

  1. Abrupter Aufgabenwechsel: Kennzeichnend ist der plötzliche Wechsel von einer Aufgabe mit hoher Priorität zu einer mit geringerer, oft ohne vorherige Planung. Du fängst an, an deinem wichtigen Pitch zu arbeiten, findest dich aber kurze Zeit später dabei wieder, wie du dein E-Mail-Postfach aufräumst.
  2. Fixierung auf Arbeitsergebnisse: Anstatt dich auf die konkreten Arbeitsschritte zu konzentrieren, denkst du ständig an das (möglicherweise gefährdete) Endergebnis. Diese Fokussierung kann lähmend wirken und dazu führen, dass du Aufgaben mit schnelleren Erfolgserlebnissen bevorzugst.
  3. Vermeidung von Sichtbarkeit: Vorhaben, die möglicherweise eine Bewertung durch andere nach sich ziehen, werden besonders häufig aufgeschoben. Als kreative:r Unternehmer:in könnte dies bedeuten, dass du die Präsentation deiner innovativen Idee immer weiter nach hinten schiebst.
  4. Unrealistische Ansichten: Du glaubst vielleicht, dass du für wichtige Aufgaben „inspiriert“ sein musst oder nur in der richtigen Stimmung anfangen kannst. Möglicherweise setzt du auch auf Marathon-Arbeitssitzungen, anstatt regelmäßig an deinen Projekten zu arbeiten.
  5. Impulsivität und Unachtsamkeit: Du gibst leicht ablenkenden Reizen nach, besonders wenn du eigentlich an schwierigen, prioritären Aufgaben arbeiten solltest.

Diese Verhaltensweisen mögen dir Sicherheit geben und vertraute Gefühle erzeugen: Von Chaos umgeben zu sein, in Hektik zu leben, unter Hochdruck zu arbeiten. Als kreative:r Unternehmer:in findest du darin vielleicht sogar eine gewisse Bestätigung deines Selbstbildes als dynamische:r, flexible:r Macher:in.

Das Aufschieben bringt Aufregung in dein Leben, gibt dir einen Kick. Es ist wie ein Spiel mit hohem Einsatz – Alles oder Nichts, Erfolg oder Versagen. Wenn du es schaffst, im allerletzten Moment doch noch die Kurve zu kriegen, erntest du möglicherweise sogar Bewunderung von anderen.

Aber Achtung: Langfristig untergräbt dieses Verhalten deine Ziele und dein Potenzial. Es hindert dich daran, deine innovativen Ideen konsequent umzusetzen und dein Unternehmen nachhaltig aufzubauen.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es wichtig, dass du diese Muster bei dir erkennst und verstehst, dass sie nicht Teil deiner Persönlichkeit oder deiner Kreativität sind. Sie sind erlernte Verhaltensweisen, die du ändern kannst. Der erste Schritt dazu ist, sie bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen.

Der Kampf gegen die Prokrastination und das Verlangen

Wenn wir versuchen, mit dem Prokrastinieren aufzuhören, erzeugen wir jedoch erstmal so etwas wie Entzugserscheinungen. Wir werden uns bewusster, wie sehr wir danach gieren, ständig nach dem Handy zu greifen, E-Mails zu checken oder allgemein unangenehmen Aufgaben auszuweichen. Dies führt zu einem Gefühl der Unkontrollierbarkeit, das die Tendenz zum Aufschieben weiter verstärkt. Der Drang, sich abzulenken – sei es durch E-Mails, Social Media oder andere Dopamin-auslösende Aktivitäten – wird immer stärker.

Ein ähnliches Muster tritt bei der Ernährung auf, besonders im Zusammenhang mit Zucker. Sobald wir versuchen, uns Zucker zu entziehen, erleben wir Entzugserscheinungen, die das Verlangen nach Zucker nur noch verstärken. Es ist der gleiche Mechanismus, den wir auch bei der Prokrastination erleben. Viele der Dinge, die wir vermeiden und die uns zuvor Genuss oder kurzfristige Erleichterung gebracht haben, führen zu diesem Muster.

Interessanterweise: Je intelligenter wir sind, desto besser sind wir darin, unser Prokrastinieren zu rechtfertigen. Wir entwickeln Gedanken, die das Aufschieben rationalisieren und es für uns akzeptabler machen. Wir sagen uns Sätze wie „Ich bin einfach nicht inspiriert“, „Ich arbeite besser unter Druck“ oder „Das andere ist einfach dringender.“ Diese Rechtfertigungen füttern das Verlangen nach Prokrastination weiter und lassen uns noch unkontrollierter fühlen. Der innere Widerstand wächst und verstärkt das Gefühl der Entbehrung, was den Kreislauf weiter nährt. 

Prokrastination und Willenskraft

Ein weiteres Problem besteht darin, dass wir versuchen, der Prokrstination mit Willenskraft zu begegnen, Willenskraft jedoch ist endlich. Sie funktioniert nur für eine begrenzte Zeit, bevor sie versiegt. Wenn wir uns auf Willenskraft verlassen, um gegen das Verlangen zu prokrastinieren anzukämpfen, fühlen wir uns erschöpft, beraubt und unter Druck gesetzt. Sobald die Willenskraft aufgebraucht ist, geben wir oft nach und verfallen erneut ins Aufschieben – und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Wenn du versucht hast, Willenskraft gegen dein Aufschieben einzusetzen, hat das möglicherweise nur das Verlangen verstärkt, statt es zu reduzieren. Das paradoxe Ergebnis ist, dass du am Ende noch mehr das Bedürfnis hast, unangenehme und langweilige Aufgaben aufzuschieben. Der Prozess läuft unbewusst ab, in guter Absicht, aber er führt letztendlich dazu, dass wir das Problem verschlimmern.

Die gute Nachricht ist, dass du, wenn du verstehst, dass du dieses Verlangen unbewusst antrainiert hast, es auch wieder abtrainieren kannst – und keine Willenskraft brauchst.

Das Bedürfnis aufzuschieben ist harmlos

Ein entscheidender Punkt ist zu erkennen, dass das Bedürfnis, Dinge aufzuschieben an sich völlig harmlos ist. Es ist nicht das Verlangen selbst, das Schaden anrichtet, sondern das Nachgeben. Sobald du verstehst, dass du es dir antrainiert hast, kannst du damit koexistieren, ohne ihm nachzugeben. Wenn du versuchst, das Bedürfnis zu unterdrücken oder zu bekämpfen, erzeugt das nur Angst, die das Verlangen verstärkt.

Ein bekanntes psychologisches Konzept, das hier ins Spiel kommt, ist die kognitive Dissonanz. Kognitive Dissonanz tritt auf, wenn widersprüchliche Gedanken oder Wünsche im Kopf miteinander konkurrieren – in diesem Fall der Wunsch, aufzuhören zu prokrastinieren, und gleichzeitig das Bedürfnis, sich abzulenken oder die Aufgabe aufzuschieben. Wenn diese beiden Wünsche gegeneinander ausgespielt werden, erzeugen sie innere Spannungen. Doch wenn man beiden Raum gibt und sie akzeptiert, verlieren sie ihre Macht über uns.

Dieses Konzept kann mit der klassischen Konditionierung, wie bei den Experimenten von Pawlow mit den Hunden, verglichen werden. In diesen Experimenten wurde eine Glocke geläutet, und die Hunde begannen zu sabbern, weil sie die Glocke mit Futter assoziierten. Diese Reaktion war konditioniert, genau wie unser Verlangen, uns durch Prokrastination kurzfristige Erleichterung zu verschaffen. Es ist eine automatisierte Reaktion des Gehirns auf bestimmte Auslöser. In unserem Fall der Gedanke, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen.

Indem du verstehst, wie diese automatische Reaktion entsteht, kannst du lernen, sie zu entkoppeln. Wenn die Glocke läutet, aber keine Belohnung folgt, wird die konditionierte Reaktion allmählich schwächer. Ähnlich funktioniert es mit dem Verlangen zu prokrastinieren: Wenn du ihm nicht nachgibst, wird es mit der Zeit schwächer. Statt Widerstand zu leisten, kannst du mit dem Verlangen koexistieren, ohne ihm nachzugeben und es wird schwächer.

Emotionale Entzugserscheinungen überwinden

Wenn du aufhörst zu prokrastinieren, durchläufst du einen emotionalen Entzug. Dies gilt besonders dann, wenn du es gewohnt bist, dich abzulenken, sobald eine Aufgabe langweilig oder unangenehm wird. Früher hast du dich in solchen Momenten vielleicht mit E-Mails oder Social Media abgelenkt. Dein Gehirn wurde so darauf konditioniert, dass Langeweile oder unangenehme Gefühle sofort durch Ablenkungen „erlöst“ wurden. Dieser Kreislauf hat dazu geführt, dass dein Gehirn diese Gefühle verstärkt hat, um Ablenkungen zu provozieren und einen Dopamin-Hit zu bekommen.

Jetzt, wo du dich entscheidest, diesen Kreislauf zu durchbrechen, verspürst du den emotionalen Entzug. Das Gehirn verlangt nach der bekannten Erleichterung, aber sie bleibt aus. Das fühlt sich unbefriedigend und nervös an – genau wie bei jeder anderen Sucht. Aber diese Entzugserscheinungen sind vorübergehend und ein Zeichen dafür, dass du den Kreislauf unterbrichst. Wenn du dir das bewusst machen kannst, hast du schon den halben Weg geschafft.

Die Illusion von Prokrastination und Kreativität

Ich möchte an dieser Stelle noch auf einen weiteren wichtigen Punkt eingehen, der uns davon abhalten kann, die Prokrastination aufzugeben. Dieser wird selten erwähnt, aber betrifft vor allem meine Klient:innen, die sehr kreativ und innovativ sind – und das auch bleiben wollen.

Dieser Punkt ist die Vorstellung, dass Menschen, die stets diszipliniert ihre Aufgaben erledigen, langweilig und unkreativ sind. Viele befürchten daher insgeheim, dass sie ihre Kreativität verlieren, wenn sie disziplinierter werden und sich an das halten, was sie sich vornehmen. 

Diese Vorstellung wird auch durch die Erfahrung genährt, dass uns während unseres Aufschiebeverhaltens neue Ideen kommen können, z. B. weil wir beim Ablenk-Surfen super interessante Artikel zu einem Thema entdeckt haben. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Einige der produktivsten und kreativsten Menschen der Geschichte – etwa Picasso, Thomas Mann oder Stephen King – waren extrem diszipliniert in ihrer Arbeit. Ihre Disziplin erlaubte es ihnen, mehr Werke zu erschaffen, ihre Kreativität zu entfalten und ihre Visionen konsequent umzusetzen. Disziplin ist kein Feind der Kreativität, sondern ihre Befreiung.

Zudem sind Muße-Stunden wichtig für unsere Kreativität. Die meisten chronischen Prokrastinierer jedoch erlauben sich selten echte Frei-Zeit, in dem sie einfach die Gedanken schweifen lassen können. Zu sehr sind sie von Schuldgefühlen geplagt, weil sie nicht das geschafft haben, was sie sich vorgenommen haben und arbeiten deshalb bis in die Nacht hinein oder versuchen die Schuldgefühle mit unkreativen Tätigkeiten wie Fernsehen zu betäuben.

Ein weiterer wichtiger Punkt für kreative Menschen ist, dass Langeweile die Wiege wahrer Innovation ist. Wenn wir lernen, durch langweilige oder unangenehme Momente zu gehen, ohne nach Ablenkung zu greifen, eröffnen sich oft tiefe kreative Einsichten. Wenn wir jedoch weiterhin prokrastinieren und sofortigen Belohnungen nachjagen, bleiben unsere Ideen oberflächlich.

Zusammengefasst:

  1. Prokrastination als erlerntes Verhalten: Prokrastination ist ein Verlangen, das im Gehirn durch neuronale Verknüpfungen erlernt und verstärkt wird. Es wird häufig durch den Wunsch nach unmittelbarer Erleichterung von unangenehmen Gefühlen wie Langeweile oder Angst ausgelöst. Dies führt zu einem Teufelskreis, in dem das Verlangen zu prokrastinieren immer stärker wird.
  2. Kampf zwischen dem primitiven und dem menschlichen Gehirn: Es gibt einen inneren Konflikt zwischen dem primitiven, auf sofortige Befriedigung ausgerichteten Gehirn und dem menschlichen Gehirn, das langfristige Ziele verfolgt. Das primitive Gehirn überwiegt oft, wenn wir nicht lernen, die Verhaltensweisen bewusst zu steuern.
  3. Der Widerstand verstärkt das Problem: Der Versuch, Prokrastination durch Willenskraft zu überwinden, erzeugt Widerstand und Angst. Dieser innere Druck führt dazu, dass das Gehirn nach sofortiger Erleichterung sucht, was die Prokrastination weiter verstärkt.
  4. Prokrastination als Suchtähnlicher Mechanismus: Ähnlich wie bei einer Sucht führt Prokrastination zu einem Dopamin-Ausstoß, der das Verlangen nach Aufschieben verstärkt. Wenn wir uns der Versuchung widersetzen, tritt ein emotionaler „Entzug“ auf, da das Gehirn die gewohnte Belohnung nicht erhält.
  5. Kognitive Dissonanz und Harmonie zwischen den Wünschen: Prokrastination führt zu kognitiver Dissonanz, weil der Wunsch nach Produktivität im Widerspruch zum Verlangen nach Ablenkung steht. Diese Spannung lässt sich auflösen, indem man beide Impulse anerkennt, statt sie zu unterdrücken, und so die Prokrastination schrittweise überwindet.
  6. Prokrastination und Kreativität: Es besteht der weitverbreitete Glaube, dass Prokrastination und Kreativität zusammengehören. In Wahrheit behindert sie jedoch tiefere kreative Prozesse. Kreativität entfaltet sich oft erst durch diszipliniertes Arbeiten und das Aushalten von Langeweile. Prokrastinierer verpassen oft diese Chance, da sie durch kurzfristige Ablenkungen daran gehindert werden, tiefer in kreative Prozesse einzutauchen.

Letztendlich ist Prokrastination nur eine kurzfristige Erleichterung auf Kosten unseres langfristigen Glücks. Der Schlüssel liegt darin, das Verlangen bewusst wahrzunehmen, es nicht zu bekämpfen, sondern mit ihm zu koexistieren und ihm nicht nachzugeben, sodass das Verlangen weniger wird.

Wir werden im dritten Teil viel darüber sprechen, wie du dein Gehirn umprogrammieren und die pawlowsche Reaktion, dich ablenken zu wollen, verlernen kannst. Ich werde dir alle Werkzeuge vorstellen, die ich persönlich benutzt habe, um mein Verlangen nach Ablenkung und Aufschieberei zu verlernen. Wenn du das auch willst, dann klicke hier zum dritten Teil.

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Im 1:1 Coaching mit mir, begleite ich dich eng bei deinem Prozess, endlich in die Umsetzung zu kommen und dein großes Ziel zu erreichen. Du kannst mir jederzeit Fragen stellen, mir mitteilen, was dich herausfordert, und ich werde dir in jeder Situation helfen. Ich werde dir zeigen, wie du dein Gehirn steuern kannst. Wenn du nicht glaubst, dass das möglich ist, wenn du viele Gedanken hast, die dir im Weg stehen, werde ich dir helfen, damit umzugehen. Ich helfe dir dabei, der Mensch zu werden, der du sein willst. Ich feuere dich an, ich glaube an dich, selbst wenn du nicht an dich glaubst, und ich halte dich accountable. Aber Achtung: Ich fordere dich auch heraus. Ich will, dass du die beste Version deiner selbst lebst und das ist nicht immer angenehm, wie du sicher schon weißt. Aber ich werde dich auch dafür accountable halten. Wenn du also bereit bist, endlich Schluss zu machen mit der Prokrastination, dein großes Ziel anzugehen und die beste Version deiner Selbst zu leben, geh auf meine Website solveigerlat.de/coaching, bewirb dich für eine kostenlose Session und lass uns loslegen. Ich glaube an dich. Ich weiß, dass dir noch niemand von diesen Werkzeugen erzählt hat, aber ich werde dir alles darüber erzählen. Ich werde sie dir beibringen und ja, du kannst mit Sicherheit Schluss machen mit dem Aufschieben und deine Ziele erreichen. Ich freue mich auf dich!