Erfolg macht nicht glücklich: Lektionen aus Aviciis Leben
In dieser Episode reflektiere ich über die bewegende Netflix-Dokumentation über Avicii, den berühmten schwedischen DJ, der sich 2018 das Leben nahm. Ich erkläre, dass wir oft fälschlicherweise glauben, dass äußere Umstände unsere Gefühle bestimmen, und stelle das Konzept vor, dass das Leben aus einem Gleichgewicht von 50-50 positiven und negativen Erfahrungen besteht. Diese Erkenntnisse können dir dabei helfen, dich von der Illusion zu befreien, dass größerer Erfolg oder materielle Errungenschaften zu dauerhaftem Glück führen. Abschließend lade ich dazu ein, durch Gedankenexperimente und tiefere Selbstreflexion mehr Freiheit und Selbstakzeptanz zu erlangen.
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Fühlst du dich oft unerfüllt, obwohl du erfolgreich bist? Strebst du nach mehr Erfolg, Geld oder Anerkennung in der Hoffnung, dass du dann endlich glücklich sein wirst? Du bist nicht allein. Selbst Menschen, die in den Augen der Welt alles erreicht haben, kämpfen mit dem gleichen Problem – und manchmal mit tragischen Konsequenzen, wie der Fall Avicii zeigt.
Diese Sehnsucht nach Erfüllung durch äußeren Erfolg ist eine der größten Illusionen unserer Zeit. Aber es gibt einen Weg hinaus aus dieser Falle – einen Weg, der dich zu wahrer Freiheit und tiefer Selbstakzeptanz führen kann.
Einführung in Aviciis Geschichte
Ich habe vor ein paar Tagen die sehr gute Doku auf Netflix über Avicii, den schwedischen Star-DJ-Musiker gesehen, der 2018 Selbstmord beging. Die Dokumentation heißt „Ich bin Tim“ – sein bürgerlicher Name war Tim Bergling. Dabei ist mir wieder klar geworden, wie sehr wir glauben, dass Umstände uns Gefühle machen würden und wie sehr wir von diesem tatsächlichen Irrglauben getrieben sind.
Bei Tim Bergling, Avicii, war das besonders deutlich, wie es auch bei vielen anderen sehr erfolgreichen Menschen der Fall ist. Er sagte in der Doku sinngemäß, dass er dachte, wenn er erst den super erfolgreichen Song kreiert, dann wäre er glücklich und erfüllt.
Es gab auch O-Töne von Freunden und Begleitern, die immer wieder sagten: „Er hat alles erreicht. Er hat ein liebendes Elternhaus, ist leidenschaftlich, super mega erfolgreich, hat richtig viel Geld gemacht. Warum bist du nicht glücklich?“ Denn er war es nicht – und das sehen wir bei so vielen erfolgreichen Menschen.
Die Illusion des Glücks durch Erfolg
Wir alle glauben, dass wenn wir erst so und so viele Kilo abgenommen haben, wenn wir erst den Exit mit so und so vielen Millionen gemacht haben, wenn wir erst die Traumbeziehung haben, den Partner oder die Partnerin – dann, dann wären wir glücklich. Und das ist ein Irrglaube, der umschlagen kann, wenn wir diese Dinge erreichen.
Dann werden wir knallhart damit konfrontiert, dass dem nicht so ist. Und dann auch knallhart konfrontiert mit einem Gefühl der Sinnlosigkeit. Es gibt auch die Post-Exit-Depression, die sehr weit verbreitet ist. Wir haben die ganze Zeit darauf hingearbeitet, und in den Augen der allermeisten Menschen, 99% der Menschen, sollten wir doch jetzt glücklich sein, dass wir das erreicht haben.
Wir haben die Goldmedaille bei Olympia gewonnen. Wir haben den Oscar bekommen für einen Film von uns. Wir haben für mehrere Millionen Exit gemacht. Warum sind wir dann jetzt nicht glücklich?
Der Grund ist, dass Umstände uns keine Gefühle machen – es sind immer nur unsere Gedanken über die Umstände. Oft sind wir im ersten Moment, manchmal auch ein paar Tage oder Wochen lang, glücklich, wenn wir etwas erreicht haben, wofür wir hart gearbeitet haben. Aber das lässt nach, weil das Leben 50-50 ist.
Das Leben ist 50-50: Balance verstehen
„Life is 50-50“ ist ein Konzept, das ich von einer meiner Mentor:innen, Brooke Castillo, gelernt habe. Es hat mir am Anfang unglaubliche Schwierigkeiten gemacht, es zu verstehen. Sie sagte immer wieder nicht nur „Life is 50-50“, sondern auch „It’s not better there than here.“
Damit meinte sie, dass auch wenn du, wie sie zum Beispiel, mit deinem Business 50 Millionen Jahresumsatz machst, dein Leben an sich nicht besser ist als zu der Zeit, als du noch kein Geld mit deinem Business gemacht hast oder nur sehr wenig im Vergleich.
Natürlich sind Aspekte deines Lebens anders, eher so, wie du sie dir wünschst. Aber ganz grundsätzlich ist dein Erleben trotzdem noch 50-50. Das heißt, wir erleben Umstände, die uns unglücklich machen, die traurig sind, und Umstände, über die wir denken, dass sie großartig sind. Wir werden in unserem Leben 50% unangenehme Gefühle haben und 50% angenehme Gefühle.
Selbst mit Mindset-Arbeit und Mind-Management ist es meist eher so, dass wir im Leben deutlich mehr, also etwa 80 Prozent, unangenehme Gefühle haben und 20 Prozent angenehme, weil wir in Widerstand gehen gegen die unangenehmen Gefühle. Weil wir denken, sie sollten nicht sein. Und das macht unser Leid größer – das, was auch die Buddhisten sagen, ist das Leid, das wir erschaffen.
Wenn wir jedoch akzeptieren, dass das Leben 50-50 ist, wenn wir uns wirklich erlauben würden, dass wir 50% unangenehme Gefühle haben, würden wir dieses zusätzliche Leid nicht erschaffen. Aber grundsätzlich erleben wir 50% unangenehme und 50% angenehme Gefühle, genauso wie es im Leben Tag und Nacht gibt, Licht und Dunkelheit, Sommer und Winter.
Von den Gefühlen her ist es nicht so, dass wir an einem Tag oder in einem Jahr unbedingt 50-50 haben. Es mag Jahre geben, da haben wir mehr unangenehme Gefühle, und Jahre, da sind mehr angenehme Gefühle vorherrschend. Aber grundsätzlich, aufs ganze Leben gedacht, ist es 50-50 – aber auch nur, wenn wir nicht die Bewusstseinsarbeit machen, durch die wir uns von dem zusätzlichen Leid befreien, das wir hinzufügen, indem wir im Widerstand sind gegen das, was ist.
Die Falle der Suche nach Bestätigung
Wenn wir in diesem Widerstand gegen unangenehme Gefühle sind, versuchen wir als „normale“ Menschen meistens, Umstände zu erschaffen – noch mehr, noch getriebener – von denen wir uns vermeintlich versprechen, dass sie uns gute Gefühle machen. Davon lebt auch die Konsumindustrie.
Wir arbeiten härter daran, uns entsprechende Umstände zu erschaffen. Oder wenn uns diese Illusion nicht mehr möglich ist, wie es zum Beispiel bei Tim Bergling der Fall war, greifen wir zu Betäubungen. In seinem Fall waren es Drogen, Schmerzmittel und so weiter. Deswegen greifen auch so viele sehr erfolgreiche Menschen irgendwann zu Drogen.
Oder sie bleiben eben darin gefangen: Es muss immer mehr, noch mehr, noch mehr sein. Auch Workaholism ist eine Form der Betäubung, der Droge. Sie rennen weiterhin der Illusion nach, dass wenn das Nächste erreicht wird, dann endlich das Gefühl kommt, gut genug zu sein.
Dieses „Dann bin ich gut genug“ ist übrigens etwas, was ganz häufig bei meinen Klient:innen der Fall ist. Das liegt oft daran, dass sie dieses Identitätsmuster „Ich bin nicht gut genug“ haben. Den Glaubenssatz oder die Überzeugung, nicht gut genug zu sein, kennt so gut wie jeder. Bei den meisten Menschen ist es aber eher der Fall in Bezug auf bestimmte Beziehungen, Kompetenzen oder Bereiche im Leben.
Was ich mit Identitätsmuster meine, ist eine sehr tiefsitzende Überzeugung, die sich auf alle Bereiche des Lebens bezieht, obwohl sie sich meistens vor allem im Beruflichen zeigt. Es gibt sieben solcher Identitätsmuster – wenn du wissen möchtest, welches deins ist, kannst du mein kostenloses Glaubenssatzquiz auf meiner Website machen.

Wenn dein Hauptidentitätsmuster „Ich bin nicht gut genug“ ist, wirst du wahrscheinlich kennen, dass du vor allem danach strebst, dir zu beweisen, dass du doch gut genug bist, indem du Erfolg anstrebst. Dabei geht es oft nicht mehr unbedingt darum, glücklich zu sein oder angenehme Gefühle mit dem Erfolg zu verbinden, sondern vor allem darum, das Gefühl zu haben, wertvoll zu sein, gut genug zu sein, kompetent genug zu sein. Es ist wie ein Loch, das gefüllt werden soll. Doch dieses Loch kann nicht gefüllt werden, egal wie viele Erfolge du einsammelst. Auf Dauer wirst du immer das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein.
Und wenn diese Illusion plötzlich fehlt, weil wir vermeintlich alles erreicht haben, kann ein überwältigendes Gefühl der absoluten Sinnlosigkeit entstehen. Das ist dieses Post-Exit-Syndrom oder diese Depression. Das ist aber gleichzeitig auch eine große Chance.
Traurigerweise hat Tim Bergling es nicht geschafft, da durchzugehen. Er hat sich zwar von Schmerzmitteln losgesagt, ist auf Entzug gegangen und hat sich mit einem ganzheitlichen Heiler beschäftigt und transzendentale Meditation gelernt. Allerdings – so wurde es jedenfalls in der Doku dargestellt – hat er diese Meditation vermutlich auch nur als Flucht genutzt. Wir können auch Meditation als Flucht nutzen. Er hat stundenlang meditiert und dabei leider die Chance verpasst zu erkennen, dass der Sinn des Lebens vielleicht in der Erfahrung selbst liegt.
Vermutlich war er immer noch im Widerstand gegen das Fifty-Fifty, gegen die Tatsache, dass unangenehme Gefühle Teil des Lebens sind. Er wollte dem mit übermäßiger Meditation entkommen, statt die absolute Annahme und Akzeptanz zu praktizieren, dass unangenehme Gefühle zum Leben dazugehören.
50-50 annehmen: Ein Weg zur wahren Freiheit
Meine Frage an dich ist: Was wäre dir möglich, wenn du das annehmen würdest? Mach dieses Gedankenexperiment. Wenn du wirklich dort hineingehen würdest in die Überzeugung, dass es dort nicht besser ist als hier. Dass du dich nicht dauerhaft besser fühlen wirst, wenn du den Mega-Exit hingelegt hast. Wenn du die Goldmedaille gewonnen hast. Wenn du den oder die Traumpartner:in gefunden hast.
Was wäre dann für dich möglich? Wahrscheinlich wirst du erstmal Widerstand dagegen haben, das anzunehmen. Erlaub dir, darüber hinauszugehen in diesem Gedankenexperiment. Wahrscheinlich wirst du auch denken: „Was ist denn überhaupt der Sinn?“
Du kannst jetzt dieses Mini-Experiment machen, indem du dich wirklich darauf einlässt, um dem zu entgehen, was jemandem wie Avicii passiert ist.
Für mich war es so, dass ich plötzlich gesehen habe: Wenn ich mir das erlaube und über diesen Widerstand, den ich sehr, sehr stark hatte (und manchmal ist es auch immer noch so, es ist nichts, was man einmal macht und dann erledigt ist), hinausgehe – wenn ich mich wirklich auf diese Vorstellung einlasse, auf das Akzeptieren und Annehmen von 50-50, und durch das Gefühl der Sinnlosigkeit durchgehe (nicht darüber weggehe, sondern durchgehe, damit sitze, dranbleibe) – dann kam mir plötzlich: Wow!
Wenn ich wirklich annehme, dass das Leben, egal was ich tue, egal was ich erfahre, 50-50 ist, verliere ich nicht meinen Drive. Stattdessen kommt eine Leichtigkeit hinein, ein Spiel, eine Abenteuerlust. Denn dann geht es nicht mehr um mich und meine Gefühle. Dann geht es wirklich um die Erfahrung selbst, die ich mache bei dem, was ich versuche, in meinem Leben zu kreieren.
Ich kann viel selbstloser sein, viel mehr im Dienst für andere. Und viel leichter und gleichzeitig auch risikofreudiger, viel größer denken – eben weil es nicht mehr um mich geht. Weil ich weiß, egal was ich tue, ich werde 50-50 empfinden: Ich werde angenehme Gefühle haben und unangenehme. Also muss ich weder vor potenziell unangenehmen Gefühlen zurückschrecken, noch muss ich verzweifelt die positiven suchen. Ich kann die Dinge um ihrer selbst willen tun.
Dieses Gedankenexperiment kann so viel Freiheit geben.
Und um nochmal zu den Identitätsmustern zurückzukommen – das gilt übrigens für alle Identitätsmuster, nicht nur für „Ich bin nicht gut genug“, sondern auch für „Ich bin schlecht“ oder „Ich bin anders/etwas Besonderes/ein Sonderling“. Bei all diesen Identitätsmustern sind wir getrieben, uns das Gegenteil zu beweisen, und sorgen gleichzeitig unbewusst immer wieder dafür, dass wir Beweise und Bestätigungen für diese Überzeugung kreieren.
Wenn du mit dem Gedankenexperiment weitermachst und dich fragst: „Was, wenn ich mir das niemals durch Umstände beweisen kann? Wenn ich in diese Freiheit gehen würde, zu akzeptieren, dass nichts, was ich tue oder anstrebe, mir das Gegenteil meines Identitätsmusters beweisen würde – was wäre dann für mich möglich?“
Diese Frage ist unglaublich kraftvoll, besonders wenn du dich wirklich hinsetzt und im besten Fall darüber schreibst, dir wirklich die Zeit nimmst. Dann kann ein Fenster aufgehen für das, was du tatsächlich bist, jenseits deiner Konditionierung, deiner begrenzenden Vorstellung von dir selbst.
Halte dich wirklich daran, dieses Experiment zu machen. Und wenn du tiefer eintauchen willst, wenn du dir sagst: „Da ist etwas, das ich in diesem Leben wirklich erleben und kreieren will – diese echte Freiheit“ – dann melde dich bei mir. Vereinbare ein Kennenlerngespräch, wir gehen tiefer rein, und ich freue mich sehr darauf zu hören, was deine Antworten auf diese Fragen waren.
Nimm dir am besten jetzt Stift und Papier, setz dich hin und journale darüber. Wenn es jetzt nicht geht, mach dir zumindest einen Termin in deinem Kalender, wo du das angehst. Ich freue mich, von dir zu hören.