Intuition vs Angst vs Impulsivität: So erkennst du den Unterschied im Business
Viele erfolgreiche Unternehmer:innen führen ihren Erfolg auf Intuition zurück, oft unbewusst. In dieser Folge erfährst du, wie intuitives Wissen sich von Angst und Impulsivität unterscheidet. Lerne detailliert, wie Intuition sich körperlich und emotional äußert und wie du diese wertvolle Fähigkeit trotz gesellschaftlicher Hürden wieder stärkst. Entdecke praktische Tipps zur Anwendung im Business und Alltag. Wenn du lernen willst, wie du Intuition korrekt identifizierst und nutzt, bist du hier richtig.
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Kennst du das? Du stehst vor einer wichtigen Entscheidung in deinem Business, spürst ein Gefühl, aber bist dir nicht sicher: Ist das deine Intuition, die dir den richtigen Weg weist? Oder nur Angst, die dich zurückhält? Oder vielleicht ein impulsiver Drang, der dich in eine Richtung drängt, die du später bereuen könntest?
Die Verwirrung ist verständlich. In einer Welt, die logisches Denken und Datenanalyse über alles stellt, wurde uns der Zugang zu unserer Intuition systematisch abtrainiert. Dabei zeigen Studien, dass unser Unterbewusstsein Millionen von Datenpunkten verarbeiten kann, während unser bewusster Verstand nur etwa 50 Bit pro Sekunde schafft – von 11 Millionen Bit, die pro Sekunde auf uns einströmen.
Die meisten erfolgreichen Unternehmer:innen führen ihren Erfolg – oft unbewusst – auf ihre Intuition zurück. Doch wie erkennt man den Unterschied zwischen echter Intuition und anderen inneren Stimmen, die uns in die Irre führen können?
In diesem Artikel erfährst du, wie du Intuition, Angst und Impulsivität klar unterscheiden und deine intuitive Intelligenz als wertvolles Business-Werkzeug nutzen kannst.
Warum Intuition für Unternehmer:innen so wertvoll ist
Die meisten sehr erfolgreichen Unternehmer:innen führen ihren Erfolg, bewusst oder unbewusst, auf Intuition zurück. Nicht immer nennen sie es Intuition, manchmal nennen sie es einfach Bauchgefühl, siebter Sinn für Geschäfte, gutes Gespür für Aktien oder ähnliches. Aber tatsächlich findet man in den Biografien sehr erfolgreicher Unternehmer:innen immer wieder solche Beschreibungen.
Oft wird es nicht direkt als Intuition bezeichnet, denn dieser Begriff hat nicht unbedingt einen besonders anerkannten Ruf – obwohl die meisten erfolgreichen Unternehmer:innen sehr intuitiv sind.
Wir können uns natürlich fragen, was Intuition genau ist. Ist es wirklich ein sechster Sinn? Oder einfach ein besserer Zugang zum Unterbewusstsein, vielleicht sogar zum kollektiven Unterbewusstsein? Oder vielleicht, wissenschaftlicher erklärt, einfach nur ein Talent für Mustererkennung? Darauf will ich gar nicht tiefer eingehen – das darf jedem selbst überlassen sein.
In jedem Fall ist es so, dass diese Fähigkeit in unserer Gesellschaft, in unserer Erziehung, in unserem Schulsystem nicht nur nicht gefördert, sondern im Gegenteil sogar abgewöhnt, abtrainiert wird. Wir setzen unfassbar viel Wert auf Logik, auf den logischen Verstand, der auch super wertvoll ist, aber unfassbar wenig auf Intuition oder eben Mustererkennung, die meistens mit hoher Kreativität und Innovationskraft einhergeht.
Die wissenschaftliche Grundlage der Intuition
Es ist wissenschaftlich erforscht, dass unser bewusster Verstand maximal 50 Bit pro Sekunde verarbeiten kann – von 11 Millionen Bit, die pro Sekunde auf unser Bewusstsein einprasseln. Unser Unterbewusstsein kann viel, viel mehr Daten aufnehmen als unser bewusster Verstand.
Das heißt, unser bewusster Verstand ist sehr präzise, kann aber nur mit sehr geringen Datenmengen arbeiten. Wohingegen unser Unterbewusstsein viel mehr Daten verarbeiten kann, dafür aber nicht ganz so präzise ist.
Unser logischer Verstand kann super sagen, was 365 mal 820 ist. Das ist eine geringe Datenmenge, die zu verarbeiten ist, um ein Ergebnis zu bekommen. Deswegen können wir ein exaktes Ergebnis herausgeben.
Wohingegen Entscheidungen wie „Wer ist der oder die perfekte Lebenspartner:in?“ oder „Welches Geschäft, welches Projekt sollten wir als nächstes angehen?“ oder „Was ist ein erfolgreicher Marketingweg?“ oder „Welches Business sollte ich angehen?“ – das sind alles Entscheidungen, die auf viel, viel mehr Daten beruhen, als unser bewusster Verstand verarbeiten kann.
Zugegeben, es mag sein, dass wir demnächst KI dafür nutzen können. Wie oder was das aussehen könnte, wage ich jetzt nicht zu sagen, aber definitiv kann KI deutlich mehr Daten verarbeiten als unser menschlicher Verstand.
Aber solange das noch nicht der Fall ist, ist es tatsächlich sehr hilfreich, auf unsere Intuition zu hören. Und da wir diese Fähigkeit häufig abtrainiert bekommen haben, ist es wichtig, dass wir lernen, mit ihr umzugehen. Manche Menschen hatten das Glück, dass ihre Intuition trotzdem gefördert wurde, sei es aus dem Elternhaus oder weil sie aus welchen Gründen auch immer ihren Zugang dazu behalten haben oder wiedererlangt haben.
Intuition vs. Angst vs. Impulsivität: Die entscheidenden Unterschiede
Heute möchte ich auf einen Aspekt eingehen, der oft die größten Schwierigkeiten macht: Zu unterscheiden, was wirklich Intuition ist und was vor allem Angst oder auch Impulsivität ist.
Um grundsätzlich zu unterscheiden, ob etwas Intuition ist oder aus dem logischen Verstand kommt: Bei der Intuition fehlen in aller Regel die Argumente. Wir „wissen“ einfach, dass etwas so ist, und können es nicht erklären. Das ist übrigens auch einer der Hauptgründe, warum Intuition so negativ behaftet ist.
Allein das Wort „irrational“ ist sehr negativ konnotiert. Niemand möchte irrational sein. Dabei ist, wie gesagt, die Ratio nur sehr begrenzt nutzbar.
Wenn dich das wissenschaftliche Thema der Intuition interessiert, kann ich das Buch „Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft“ von Bas Kast, einem bekannten Wissenschaftsjournalisten, empfehlen. Es ist schon etwas älter, aber er hat sich genau dieser Wissenschaft gewidmet und erklärt in einem gut lesbaren Buch, warum Intuition so hilfreich ist. Wenn du noch unter der negativen Konditionierung zum Thema Intuition leidest, kann dieses Buch helfen, das loszulassen.
Wie sich Intuition anfühlt
Kommen wir zur Unterscheidung von Intuition versus Angst versus Impulsivität:
Der Intuition fehlen oft die Argumente. Ein Zeichen dafür, dass wir etwas intuitiv wissen, ist, dass wir nicht erklären können, warum es Sinn macht. Leider wurden wir dazu konditioniert, dass wir etwas erklären müssen, sodass wir manchmal versuchen, eine logische Erklärung dafür zu finden, warum uns etwas gefällt oder warum wir eine bestimmte Handlung ausführen wollen. Aber wenn du merkst, da ist einfach ein Wissen, und du kannst es nicht logisch erklären – das ist in der Regel ein Zeichen, dass es sich um Intuition handelt.
Bei dem Thema Angst versus Intuition ist der Hauptpunkt: Angst ist immer Angst. Angst ist niemals Intuition. Wenn du Angstgefühle, Sensationen in deinem Körper hast – Herzrasen, einen angespannten Körper – das ist niemals die Intuition.
Intuition fühlt sich immer ruhig an im Körper. Meistens nimmst du sie eher im Herzen oder auch im Bauchbereich wahr, und es fühlt sich im Körper eher weit an, offen, ruhig, klar.
Wie sich Impulsivität anfühlt
Im Gegensatz dazu fühlt sich Impulsivität eher nach Druck an, nach Anspannung. Meistens ist es so, dass wir Impulsivität tatsächlich eher in den Extremitäten, also Beinen und Armen spüren, eher wie ein Kribbeln. Es fühlt sich sehr energiegeladen an.
Es ist mehr wie ein Drang, wie ein Gedanke „Ich muss jetzt sofort was tun“. Vielleicht auch eher wie Nervosität, Hitze, Druck. Vielleicht hast du zappelige Beine, kribbelnde Finger.
Wie sich Angst anfühlt
Bei mir fühlt sich Angst oft im Brustbereich an, aber eher als eine Enge. Vielleicht auch wie ein Stich, wie ein Schockgefühl. Für manche ist es auch eher eine Enge oder eine Schwere, vielleicht auch eher lähmend – das Freeze-Moment. Es kann aber auch hektisch sein, also ähnlich wie bei Impulsivität, auch da eher so ein Drang, schnell zu handeln.
Meistens ist Angst aber tatsächlich eher etwas im Kopf, kann sich aber wie gesagt auch wie eine Enge in der Brust anfühlen, ein Kloß im Hals oder wie wenn sich der Magen zusammenzieht oder ein Stich im Magen. Das sind alles Anzeichen für Angst im Körper.
Angst geht oft auch einher mit einem Gedankenkarussell. Mit Gedanken wie „Was wenn dies geschieht?“ – also Horror-Szenarien. Manchmal ist es einfach eher so ein unbestimmtes Gefühl, es könnte etwas Schlimmes passieren, oder „Ich darf das nicht“.
Manchmal verkleidet sich Angst auch als Logik oder Vorsicht, mit Gedanken wie „Das ist nicht sicher“, „Das sollte ich besser nicht“, „Das darf ich nicht“ und so weiter.
Angst erkennst du daran, dass sie dich häufig klein macht, dich zurückhält – aber nicht aus der Ruhe heraus, also nicht aus dem „Das ist nicht der richtige Weg“, sondern aus dem „Ich muss dich schützen“ oder „Du musst mehr tun, mehr leisten“. Angst will immer Kontrolle, immer Sicherheit.
Ein typisches Beispiel ist: Du willst ein neues Angebot launchen oder dich sichtbar machen, und dann fallen dir 100 Gründe ein, warum es doch nicht passt. Oder du zweifelst an dir, glaubst, du bräuchtest noch mehr Vorbereitung oder solltest auf den richtigen Moment warten. Das sind alles Zeichen für Angst.
Praktische Beispiele für die Unterscheidung
Impulsivität im Alltag
Bei Impulsivität hast du das Gefühl, sofort handeln zu müssen. In deinem Körper ist eine unglaubliche Unruhe. Es fühlt sich getrieben an oder wie bei einer Sucht, wenn man ihr nicht nachgehen kann – wie Entzugserscheinungen. Da ist ein großer Wunsch nach Erleichterung, nach Ablenkung, Action, sich Neuem zuwenden.
Körperlich spürst du das durch mehr Energie, aber eine nervöse Energie, eine sehr plötzliche, reaktive Energie. Impulsivität wird meist durch etwas im Außen getriggert. Du fühlst dich nervös, heiß, unter Druck, zappelig und hast den Drang, sofort zu handeln.
Während Intuition immer sagen kann „Es kann warten“, sagt Impulsivität „Du musst sofort handeln“. Das sind Zeichen für Impulsivität oder auch Angst.
Eine typische Situation bei Impulsivität ist zum Beispiel: Du arbeitest gerade an etwas Wichtigem, und dann fällt dir plötzlich ein neues Projekt ein, eine neue Idee, die mit Sicherheit viel mehr Spaß macht, und du willst sofort damit loslegen, obwohl du noch andere Sachen offen hast. Und du spürst, wenn du dem nicht nachgehst, wirst du unruhig und total nervös.
Oder du launcht spontan ein neues Angebot, aber ohne Strategie, einfach weil die Energie gerade so stark da ist. Meistens geht das damit einher, dass das, was du eigentlich angehen wolltest, darunter leidet und dass die Energie aber auch sehr schnell abfällt. Dann hast du noch mehr auf dem Tisch.
Impulsivität erkennst du vor allem daran, dass sie drängend ist, schnell. Meistens geht es auch damit einher, dass man durch diese Handlung einen kurzen Dopaminschub bekommt, aber dann energetisch wieder abfällt.
Wenn du einen Moment wartest oder länger wartest, fühlst du dich unruhig, nicht gut, wenn du dem nicht nachgehst. Aber wenn du dem nicht nachgibst, geht dieses Bedürfnis nach einer Weile wieder weg und fühlt sich plötzlich nicht mehr so stimmig an.
Intuition in der Praxis
Wohingegen die Intuition, wenn sie dir etwas gesagt hat, bestehen bleibt – auch nach zwei, drei Mal drüber schlafen.
Eine typische Situation für Intuition ist, wenn du plötzlich die Eingebung hast, eine bestimmte Person zu kontaktieren. Oder ein Projekt loszulassen oder auch eine neue Richtung in deinem Leben oder Business einzuschlagen. Obwohl du rational nicht erklären kannst, woher das kommt, und es ohne Druckgefühle, ohne „Ich muss das unbedingt umsetzen“ einhergeht.
Intuition erkennst du immer daran, dass sie ruhig ist, komplett frei von Drama, Panik, Stress, auch ohne Forderungen an dich, dass du irgendetwas beweisen müsstest. Und meistens auch ohne logische Argumente.
Drei Fragen zur schnellen Unterscheidung
Hier sind drei Fragen, mit denen du relativ schnell unterscheiden kannst, ob etwas aus der Intuition kommt oder aus Impulsivität oder gar Angst:
- Kommt die Stimme, das Bedürfnis aus der Ruhe oder aus Unruhe?
Intuition ist immer ruhig. Angst und Impulsivität dagegen haben immer Unruhe um sich. - Will ich etwas vermeiden oder etwas ausdrücken?
Angst will immer etwas vermeiden. Impulsivität will immer rausgelassen werden. Intuition will einfach sein. - Wie fühlt es sich im Körper an, wenn ich nicht sofort danach handle?
Intuition bleibt ruhig und klar. Sie fordert nicht, sie muss nicht ausgeführt werden. Impulsivität dagegen wird sehr unruhig. Und Angst wird in der Regel stärker, wenn du nicht danach handelst.
Zusammenfassung der Unterscheidungsmerkmale
Noch einmal anders ausgedrückt, du kannst Intuition, Impulsivität und Angst voneinander unterscheiden durch:
Emotionale Qualität
- Intuition: Weite, Offenheit, inneres Wissen, Klarheit, Ruhe
- Impulsivität/Angst: Aufregung, Dringlichkeit, Druck. Auch Euphorie ist ein Zeichen für Impulsivität, nicht für Intuition.
Körperliche Sensation
- Intuition: Der Körper bleibt entspannt, fühlt sich offen an, weit, frei von Verspannungen oder Stresssymptomen
- Impulsivität/Angst: Schneller Herzschlag, innere Unruhe, Ziehen in der Brust, flaues Gefühl im Magen
Gedankliche Klarheit
- Intuition: Die Gedanken sind klar, fast wortlos, als kämen sie aus dem tiefsten Inneren
- Impulsivität/Angst: Sprunghaft, chaotisch, dramatisierend, oft begleitet von Gedanken wie „Ich muss“, „Das sollte/sollte nicht“, „Es ist super wichtig“
Zeitgefühl
- Intuition: Braucht keine Eile. Auch nach Stunden oder Tagen bleibt die Eingebung richtig.
- Impulsivität/Angst: Drängen auf sofortiges Handeln, viel Unruhe. Wenn du wartest, steigert sich das Gefühl erst, wird noch unangenehmer, aber dann kippt es und verliert an Kraft.
Praktische Übung zur Unterscheidung
Ganz praktisch: Wenn du unterscheiden möchtest, ob etwas aus Angst, Intuition oder Impulsivität kommt, gib dir mindestens fünf tiefe Atemzüge. Nimm wahr und spür nach, vor allem im Körper. Wo spürst du diese Entscheidung? Wie fühlt sich das an? Was sind die Sensationen, die du wahrnimmst? Was geht damit einher?
Und lass dir, wenn möglich, Zeit. Das gilt besonders für das Thema Impulsivität. Schlaf ruhig eine Nacht drüber. Prüf dann, ob das Gefühl noch immer da ist.
Wenn Intuition und Angst sich überlagern
Bei Angst ist es übrigens so – und manchmal ist es deshalb so schwer zu unterscheiden – dass es auch sein kann, dass du eine intuitive Eingebung hast und sich dann die Angst über einen Gedanken darauf setzt.
Ein Beispiel: Ich hatte kürzlich einen Klienten, der ein Geschäft übernehmen wollte. Die Verträge wurden aufgesetzt, und er hatte die Eingebung, dass die Verkäuferin nicht glücklich einverstanden mit den Vertragsbedingungen war. Das war grundsätzlich eine richtige intuitive Eingebung.
Was aber passierte: Auf diese Eingebung setzte sich dann eine Angst, ein Gedanke, der ihm Angst machte. Der Gedanke war im Grunde, dass sie ihn nicht leiden könnte, ihn für egoistisch halten würde. Da er ein großes Harmoniebedürfnis hat, kreierte sein Verstand einen Gedanken, der ihm das Gefühl geben sollte, einzuknicken oder seine Bedürfnisse nicht durchzusetzen, um die Harmonie nicht zu stören.
Wir konnten daran arbeiten, und er konnte erkennen, dass es zwei Einsichten gab: Die eine war tatsächlich die intuitive Eingebung – die Verkäuferin war nicht glücklich mit den Vertragsbedingungen. Das war auch so. Aber es hieß nicht, dass er einknicken musste. Das wollte ihm die Angst nur sagen.
Der konstruktive Umgang mit Angst
Manchmal können Intuition und Angst also miteinander einhergehen. Da müssen wir unterscheiden, was davon Intuition und was davon Angst ist. Und bei Angst müssen wir sie nicht grundsätzlich ignorieren. Es ist immer gut, sich zu fragen: Was will die Angst uns sagen, was will sie für uns?
Manchmal ist es hilfreich zu sagen, zum Beispiel, wenn du plötzlich Angst hast, dass du den Herd angelassen hast: Natürlich macht es Sinn, wirklich zu prüfen oder sich zu fragen „Ist es eine reale Möglichkeit? Und wenn ja, was kann ich tun, um das zu verhindern, was die Angst vermeiden möchte?“
Wir müssen die Angst nicht grundsätzlich ignorieren. Sie ist nicht schlecht. Bei meinem Klienten im Beispiel war es wichtig zu erkennen, dass die Angst eine positive Absicht hatte, nämlich Harmonie herzustellen, was ihm ein wichtiger Wert ist. Aber indem wir es bewusst angeschaut haben, war die beste Entscheidung, die Bedingungen nicht zu ändern und der Angst nicht nachzugeben.
Im Fall mit dem Herd könnte es eine sinnvolle Entscheidung sein, einen Nachbarn anzurufen, wenn man nicht zu Hause ist, oder selbst nochmal nachzuschauen, wenn das möglich ist. Das sind sinnvolle Umgangsweisen mit Angst.
Fazit: Der Wert der Intuition für Unternehmer:innen
Ich habe dir nun einige Möglichkeiten genannt, um zu unterscheiden, wie sich Intuition äußert, wie Impulsivität und wie Angst. Ganz grundsätzlich ist es so: Intuition hat immer unser Bestes im Sinn und kann auf viel mehr Daten zurückgreifen. Auf unsere Intuition zu hören, ist also immer eine gute Sache, auch und gerade als Unternehmer:in.
Impulsivität dagegen ist in der Regel kein guter Impulsgeber. Sie ist meist nicht auf unser langfristiges Bestes ausgerichtet, sondern auf kurzfristige Ablenkung oder Erleichterung. Deswegen ist es wichtig, unterscheiden zu lernen und nicht auf Impulsivität zu hören.
Denn auch wenn Risikofreude an sich eine gute Eigenschaft für Unternehmer:innen ist, sollte sie mit Intuition einhergehen. Die Intuition basiert auf Daten, die unser Bestes und auch langfristiges Wohl im Sinn haben, während die Impulsivität nur auf unmittelbare Befriedigung aus ist. Deshalb ist es so wichtig zu prüfen: Ist das Risiko, das ich gerade eingehen möchte, aus Impulsivität oder aus Intuition?
Und bei Angst: Sie möchte uns immer zurückhalten, klein halten. Sie kommt aus unserem primitiven Gehirn, das nur an unserem Überleben interessiert ist. Auch die Angst ist niemals ein guter Ratgeber – im Gegensatz zur Intuition. Dennoch kann es hilfreich sein zu schauen: Was will die Angst mir sagen? Was will sie verhindern? Will ich das bewusst auch verhindern? Und wenn ja, wie?
Es geht nicht darum, die Angst einfach wegzuschieben, sondern uns bewusst zu machen, woher ihr Bedürfnis kommt. Gibt es eine tatsächliche Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt? Wie können wir ihn verhindern? Wollen wir ihn verhindern?
Und wenn nicht, dann erlaube dir, trotzdem zu handeln, obwohl du Angst fühlst. Mit der Angst zu sein, ist etwas, woran ich viel mit mir selbst gearbeitet habe und auch mit meinen Klient:innen arbeite. Denn Angst zeigt sich oft durch Stress – im Prinzip ist Stress tatsächlich nur ein anderes Wort für Angst.
Es geht nicht darum, sie wegzudrücken, denn das hat nur negative Konsequenzen auf Dauer – auf unseren Geist und dann auf unseren Körper. Sondern darum, wie wir sie zulassen, mit ihr sein und trotzdem im Sinne unserer Intuition, unseres höheren Wissens, unserer Werte handeln können.
Mach gerne mal den Test. Ich habe dir einige wertvolle Hinweise gegeben, wie du Angst von Impulsivität und Intuition unterscheidest. Aber das Wertvollste ist, wenn du diese Unterscheidung für dich selbst machst – wenn du in dich gehst und dich fragst: Wie äußert sich bei mir Angst? Wie äußert sich Intuition? Und wie Impulsivität?
Das ist das Wichtigste. Dann hast du deinen eigenen Kriterienkatalog, mit dem du arbeiten kannst. Viel Freude damit!