Sportler tun es, Erfolgsmenschen tun es und Visionäre erst recht. Die Rede ist vom Visualisieren, dem „Wundermittel“ der Persönlichkeitsentwicklung. Doch was bedeutet „etwas visualisieren“ eigentlich? Was bringt es? Und wie tut man es? Dem gehe ich in diesem Artikel nach.

Was „etwas visualisieren“ bedeutet

Etwas zu visualisieren bedeutet, etwas mithilfe der Vorstellungskraft zu erschaffen. Das ist gar nichts Ungewöhnliches: Jede Kreation – von Gegenständen wie dem Rad über Ereignisse wie die eigene Hochzeit bis hin zu unserer Karriere – existierte zunächst nur in unserer Vorstellung. 

Die meisten nutzen diese kreative Kraft jedoch bisher unbewusst. Und da unser Glaubenssystem voller Überzeugungen der Angst, des Mangels und Misstrauens ist, sind auch unsere Vorstellungen von Begrenztheit, Schwierigkeiten und Problemen geprägt. Die Folge? Wir erschaffen mehr davon und verstärken so unsere Überzeugungen – ein Teufelskreis.

Mithilfe von bewusstem Visualisieren können wir diesen Teufelskreis jedoch durchbrechen. Wir können beginnen, uns ein Leben zu erschaffen, das wir wollen – nicht eines, das auf den Begrenzungen unserer vergangenen Erfahrungen basiert. 

Was bringt visualisieren?

Die moderne Neurowissenschaft geht davon aus, dass alle Informationen und Erfahrungen, denen wir in unserem Leben ausgesetzt waren, in den synaptischen Verbindungen unseres Gehirns gespeichert sind. D. h. unser aktuelles Gehirn ist eine Art Aufzeichnung unserer vergangenen, externen Umwelt sowie internen Interpretationen über diese. 

Je öfter wir eine bestimmte Erfahrung gemacht und/oder einen bestimmten Gedanken gedacht haben, desto fester ist die entsprechende synaptische Verbindung in unserem Gehirn geworden. Das wiederum hat zur Folge, dass diese neuronalen Schaltkreise deutlich leichter aktiviert werden können. 

So machen wir immer und immer wieder dieselben Erfahrungen, denken dieselben Gedanken und fühlen dieselben Gefühle. Selbst, wenn wir im Außen neue Erfahrungen machen könnten, aktiviert unser Gehirn die alten Verdrahtungen. So kommt es, dass wir uns zum Beispiel trotz äußerer Erfolge weiterhin nicht gut genug fühlen oder immer wieder die gleichen unpassenden Partner wählen.

Wir erleben wieder und wieder die Vergangenheit. Je mehr diese von Angst, Mangel und Misstrauen geprägt war, desto mehr Ereignisse und Ergebnisse haben wir in unserem Leben, die dem entsprechen. Und desto fester werden unsere dahingehenden Überzeugungen – egal, wie sehr wir uns bewusst auch etwas anderes wünschen.

Unser Gehirn kann nicht unterscheiden zwischen Realität und Vorstellung

Doch es gibt einen Ausweg, denn die Neuronen unseres Gehirns können nicht unterscheiden, ob wir uns etwas nur vorstellen oder ob wir es tatsächlich tun bzw. erfahren.

Ein einfaches Beispiel dafür ist die Vorstellung, in eine Zitrone zu beißen. Spürst du wie sich bei dem Gedanken daran, dein Gaumen etwas zusammenzieht, sich Speichel bildet und/oder du vielleicht sogar das Gesicht verziehst?

Je intensiver deine Vorstellung ist, desto stärker reagiert dein Körper. Das geht sogar so weit, dass wir durch reines Mentaltraining Muskeln aufbauen können!

In einer Studie vom Cleveland Clinic’s Lerner Research Institute von 2004 trainierten Probanden rein mental das Abspreizen des kleinen Fingers oder das Beugen des Ellbogens. Im Vergleich zu Probanden, die weder mental noch physisch trainiert hatten, war die Muskelkraft der Mentaltrainierten nach 12 Wochen deutlich gestiegen.

Wichtiger noch als die Muskelkraft ist für uns jedoch die Veränderungen der neuronalen Netzwerke des Gehirns. 

Dr. Joe Dispenza nennt 4 Möglichkeiten, wie wir unser Gehirn verändern können:

  1. Lernen: Dies führt zu neuen synaptischen Verbindungen
  2. Anwendung: Indem wir etwas anwenden, machen wir neue Erfahrungen, welche wiederum das Gehirn verändern
  3. Aufmerksamkeit: Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, erhält Energie
  4. Wiederholung: bildet ebenfalls neue synaptische Verbindungen bzw. verstärkt diese

Und alle 4 Elemente können wir durch Visualisierung abdecken! Indem wir regelmäßig bewusst visualisieren, wer wir sein und was wir erfahren wollen, verändern wir nach und nach unsere Realität.

Sein, Tun & Haben

Die meisten Menschen leben nach der Prämisse, dass sie erst mehr Dinge HABEN müssen, um dann mehr TUN zu können, was sie wollen, um letzten Endes endlich glücklich und erfüllt zu SEIN. 

Tatsächlich funktioniert es jedoch genau umgekehrt: Wir müssen erst glücklich und erfüllt sein, um aus diesem Zustand heraus die Handlungen auszuführen, die uns letztlich zu dem führen, was wir wirklich haben wollen.

Diesen Weg können wir über das Visualisieren gehen. Indem wir uns genau das vorstellen, was wir haben wollen, versetzen wir uns in den Zustand des SEINS hinein. Wir verändern nach und nach die synaptischen Verbindungen unseres Gehirns und fühlen uns motiviert, genau die Handlungen auszuführen, die uns tatsächlich zu dem führen, was wir uns wünschen.

Doch nicht nur das: Indem wir uns bereits so FÜHLEN als hätten wir bereits das, was wir uns wünschen, schwingen wir auf derselben Frequenz wie das Gewünschte und ziehen es an. Alle möglichen Ereignisse und Synchronizitäten ereignen sich, die uns dabei helfen, das Gewünschte zu realisieren.

Exkurs: Visualisieren aus quantenmechanischer Sicht

Das mag sehr esoterisch klingen, doch aus quantenmechanischer Sicht macht es vollkommen Sinn. Denn seit Einstein und der Quantenphysik „wissen“ wir, dass alle Materie nichts anderes ist, als Energie. 

Ein Atom besteht aus 99,99999 % Energie und nur aus 0,00001 % Materie. ALLES in unserem Leben – von unserem Körper über den Stuhl, auf dem wir sitzen bis hin zu dem Haus, in dem wir leben – ist nicht etwa feste Materie sondern ein Energiefeld bzw. Frequenzmuster an Informationen. 

Im berühmten Doppelspaltexperiment wurde festgestellt, dass die reine Beobachtung einen Effekt auf das Verhalten von Energie und Materie hat. Ja, mehr noch: dass subatomare Partikel potentiell in einer unendlichen Zahl von möglichen Realitäten erscheinen können – für welche Realität sie sich „entscheiden“ ist abhängig vom Beobachter.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Damit ist auch wissenschaftlich belegt, was metaphysische und spirituelle Lehren schon seit Jahrhunderten proklamieren: Geist und Materie sind untrennbar miteinander verbunden. Der Geist kann messbare Veränderungen der materiellen Welt bewirken!

Darüber hinaus sind wir über das Quantenfeld mit allem verbunden. Wir strahlen – wie alles materielle – ein bestimmtes Energiemuster aus. Dieses Energiemuster wird bestimmt durch unsere bewussten und unbewussten Gedanken und Gefühle.

Positive Emotionen wie Liebe und Dankbarkeit in Kombination mit einer Intention (Gedanken) können über das Quantenfeld physikalische Veränderungen bewirken.

Das belegt eine eindrucksvolle Studie des Heart Math Institutes, indem Teilnehmer durch positive Gefühle begleitet von einer entsprechenden Intention, es innerhalb von nur 2 Minuten schafften, die Form von DNA-Proben zu verändern. 

Wenn du mehr zu den wissenschaftlichen Hintergründen rund um das Thema Wirkung von Visualisierungen wissen willst, empfehle ich dir von Herzen das Buch „Ein neues Ich“ von Dr. Joe Dispenza. Hier findest du das Dargestellte und noch vieles mehr ausführlich beschrieben.

Wenn dir das zu hoch ist, kannst du die Wirkung auch einfacher beschreiben: Jeder Gedanke (und Visualisierung), den wir denken, verursacht eine Emotion. Unsere Emotionen wiederum motivieren unsere Handlungen – und unsere Handlungen führen zu unseren Ergebnissen. Voilá: Ein Gedanke „materialisiert“ sich in der physischen Welt.

Wie visualisiert man richtig?

Richtig visualisierst du indem du, folgende Schritte durchführst:

1. Werde dir klar darüber, was du dir wünschst

Was willst du gerne haben? Das kann ein Gegenstand sein, ein bestimmter Geldbetrag, eine Arbeitsstelle, eine Beziehung, ein Gefühl oder auch dein Aussehen betreffen. Deine Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. 

Achte jedoch darauf, dass du mit etwas beginnst, das dir nicht super wichtig ist und von dem du glauben kannst, dass du es auch erhältst. So reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, von deinen Visualisierungsübungen frustriert zu sein. Je mehr du an das Erreichen glaubst, desto schneller hast du Erfolg und desto mehr wird sich dein Glaube an das Visualisieren verstärken. Frage dich auch von Anfang an, welches Gefühl du dir vom Erhalt des Gewünschten erhoffst.

2. Male dir dein Ziel genau aus

Visualisieren heißt nicht umsonst Visualisieren – es geht darum, dass du deine Vorstellungskraft nutzt, um dir das Gewünschte genau auszumalen. Doch Achtung: Du musst es nicht glasklar vor dir SEHEN! 

Einige meiner Klient:innen klagen darüber, dass sie nicht visualisieren könnten, doch das stimmt nicht. Viele sind lediglich nicht visuell veranlagt. Doch Visualisierung betrifft nicht bloß den Seh-Sinn. Egal, ob du visuell oder vielleicht eher kinästhetisch oder auditiv veranlagt bist: Versuche so viele Sinne in deine Vorstellung einzubeziehen wie möglich. Was siehst, hörst, fühlst, spürst, riechst und schmeckst du in der Situation, wenn du das Gewünschte erreicht hast? 

Versetze dich vollkommen in die Situation so als sei sie Wirklichkeit. Und wenn du „nur“ das positive Gefühl, das Gewünschte erhalten zu haben, in dir hervorrufen kannst, dann ist das vollkommen ausreichend. Denn letztlich geht es nicht um die Visualisierung selbst, sondern vor allem um die Intention in Kombination mit dem positiven Gefühl!

Hier möchte ich auf etwas hinweisen, das mir persönlich Visualisieren lange schwer gemacht hat. Meistens liest man nämlich, dass man sich das Gewünschte so detailreich wie nur möglich ausmalen soll. Mich hat es jedoch immer frustriert und gelangweilt, mir zum Beispiel meine Traumwohnng bis auf die Türklinke genau auszumalen. 

Wenn es dir genauso geht, dann gehörst du wahrscheinlich ebenfalls zu den sogenannten „unspezifischen Manifestierern“ wie sie im Human Design genannt werden.

Für uns ist es energetisch NICHT richtig, uns alles bis ins kleinste Detail auszumalen. Denk daran – egal, ob du die Human Design kennst oder nicht -, es geht ums Gefühl. Wenn das detailreiche Ausmalen die positiven Gefühle in dir verstärkt, dann go for it! Wenn nicht, dann konzentriere dich vor allem auf die Intention und das gute Gefühl. Das ist vollkommen ausreichend.

3. Komme in einen Zustand der Dankbarkeit

Wie du am Beispiel der Studie des Heart Math Institutes gesehen hast, ist die Kombination von Dankbarkeit und/oder Liebe mit der Intention das wesentliche Erfolgsrezept. Versetze dich daher vor bzw. während der Visualisierung in einen Zustand der Dankbarkeit bzw. Liebe. 

Ich persönlich bevorzuge es, eine kurze Meditation auf mein Herz zu machen, wie ich sie in meinem Video „Was du tun kannst, wenn du dich nicht dankbar fühlst“ am Ende erkläre. Im Anschluss an die Meditation gehe ich in meine Visualisierung über. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

4. Wiederhole die Visualisierung so oft wie möglich

Zu guter Letzt ist es wichtig, die Vorstellung so oft wie möglich zu wiederholen. Du erinnerst dich? Wiederholung ist ein Kernelement zur Veränderung unserer synaptischen Verbindungen. 

Wenn du jedoch merkst, dass sich das Visualisieren nicht mehr gut anfühlt, dann höre auf jeden Fall auf. Wie gesagt: Es geht vor allem um die positiven Gefühle, die du im Zusammenhang mit dem Gedanken an das Gewünschte hervorrufen willst. Wenn du jedoch frustriert bist, weil du (noch) kein Ergebnis hast, dann stößt du das Gewünschte eher ab als dass du es anziehst. Lasse das Visualisieren dann lieber eine Weile sein oder schwenke auf etwas „Leichteres“ um, um deinen Glauben an die Wirkkraft der Visualisierung zu verstärken.

Es kann übrigens auch sein, dass du nach einer Weile gar nicht mehr den Wunsch verspürst, das Gewünschte in dein Leben zu ziehen. Erlaube dir in diesem Fall ruhig, etwas neues zu visualisieren. Wir entwickeln uns ständig weiter und vielleicht hat es schon gereicht, dass du das reine Gefühl in deinem Leben aktiviert hast. 

Welche Visualisierungstechniken gibt es?

Das klassische Visualisieren, wie ich es beschreiben habe, ist allerdings nicht die einzige Visualisierungstechnik.

Weitere Visualisierungtechniken sind z. B.:

  • Visionboard: Ein Vision Board ist eine Collage aus Bildern, Illustrationen und Affirmationen deiner Träume und Wünsche, das dazu bestimmt ist, deine Aufmerksamkeit immer wieder auf diese zu lenken und dich zu inspirieren und zu motivieren
  • Mind Movie: Ein Mind Movie ist wie ein Vision-Board nur eben als Video. Es ist ein kurzer Film aus Bildern und Affirmationen, in dem du dein perfektes Leben visualisierst.
  • Mein perfekter Tag: ist eine einfache Schreibübung, in der du dir in allen Einzelheiten deinen perfekten (All-)Tag ausmalst – vom Aufstehen bis zum ins Bett gehen. Sie ist eine meiner absoluten Lieblingsübungen.

Was du tun kannst, wenn du keine Ergebnisse siehst

Wenn du trotz konsequenter Visualisierung keine Ergebnisse siehst, blockiert wahrscheinlich ein unbewusstes Programm das Ergebnis. Unser Unterbewusstsein ist immer stärker als unser Bewusstsein. 

Gehe auch hier mit deiner Visualisierung zunächst auf etwas Einfacheres über, von dem du leichter glaubst, dass du es erreichen kannst. Gleichzeitig kannst du z. B. in einem Coaching untersuchen, welche negativen Überzeugungen die Realisierung des Gewünschten blockieren.

Auch Releasing ist eine sehr heilsame Methode, denn so paradox es klingt: Je mehr wir unsere Wünsche loslassen können, desto leichter verwirklichen sie sich. Sei also in jedem Fall entspannt in deinem Visualisierungs-Prozess und nimm’ es leicht. 

Je mehr Freude und spielerische Leichtigkeit du dir beim Visualisieren erlaubst, desto schneller wirst du Ergebnisse erzielen. Und wenn es nicht gleich klappt, sagt es keinesfalls etwas über dein Potential aus. Tritt einfach einen Schritt zurück und mache die Dinge, die das Gefühl auslösen, das du dir durch die Visualisierung wünschst.